Zwei Stunden früher raus in die Freizeit? Eine kleine Umfrage sagt: 75 Prozent sind dafür.

Foto: apa

In Österreich würde eine Mehrheit der Arbeitnehmer eine Verkürzung ihres Arbeitstags begrüßen. 75 Prozent befürworten ein reduziertes sechsstündiges Arbeitszeitmodell, ähnlich dem, das in einem Pilotprojekt in einem staatlichen Altersheim über zwei Jahre im schwedischen Göteborg getestet wurde. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die im Auftrag des Büroartikellieferanten Viking durchgeführt wurde.

Wie in internationalen Medien berichtet wurde, waren die Mitarbeiter des Altersheims durch die verkürzte Arbeitszeit (bei vollem Lohnausgleich) nicht nur zufriedener und gesünder, sondern auch viel produktiver. Diese Erkenntnis hat Viking zum Anlass genommen, eine eigene Studie in Auftrag zu geben, um herauszufinden, wie stressgeplagte österreichische Angestellte über das Sechs-Stunden-Modell ohne Lohnausgleich denken. Es wurden insgesamt 242 österreichische Arbeitnehmer mit einem Mindestalter von 18 Jahren befragt.

Weniger Stress

Was steckt hinter diesen Aussagen? Befürworter des Sechs-Stunden-Arbeitstags hoffen ein ausgeglicheneres Privatleben zu führen und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, generell eine bessere Work-Life-Balance zu haben und nicht mehr so gestresst zu sein. 41 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ein niedrigeres wöchentliches Arbeitspensum es ermöglicht, bis ins Rentenalter oder sogar darüber hinaus aktiv im Job zu bleiben.

Die Arbeitslast steht einigen Studienteilnehmern im Weg, für 15 Prozent der befragten Arbeitnehmer wäre das Arbeitspensum in einem sechs Stunden langen Arbeitstag nicht zu bewältigen. Zwölf finden, dass das Arbeitsmodell nicht in ihre Branche passen würde.

Befragte, die in der Bildung oder dem Rechtswesen beschäftigt sind, befürworten ein flexibleres Arbeitsmodell. Die Hälfte aller Studienteilnehmer, die in der Landwirtschaft und im Bergbau tätig sind sprechen sich gegen das schwedische Arbeitsmodell aus.

In einigen Branchen tritt unterschiedliches Belastungsempfinden zum Vorschein, so dass sich zum Beispiel österreichische Arbeitnehmer in IT und Telekommunikation von einem flexibleren Modell erhoffen, mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können (75 Prozent) und sich mit einem Sechs-Stunden Arbeitstag weniger gestresst fühlen würden (69 Prozent). Während die meisten Angestellten in der Tourismusbranche eindeutig der Meinung sind, sie könnten einfacher bis zum Rentenalter oder darüber hinaus arbeiten.

Ökonomisch sinnvoll?

"Ein positiver Effekt könnte eine höhere Beschäftigungsquote und damit geringere Arbeitslosenzahlen sein. Positiv für Unternehmen wird aus verschiedenen Beispielen auch oft eine höhere Produktivität angeführt. Negativ werden von Arbeitgeberseite vor allem die mit dem Modell (unter der Annahme der Arbeitnehmerforderung nach vollem Lohnausgleich) verbundenen höheren Kosten ins Treffen geführt. Ökonomisch sinnvoll ist ein solches Modell also nur dann, wenn die damit verbundenen Produktivitätsgewinne (motiviertere und leistungsfähigere Mitarbeiter, die seltener krank sind und weniger Fehler machen) die höheren Kosten der Anstellung von mehr Mitarbeitern kompensieren", erklärt Clemens Zierler, Geschäftsführer des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz. (red, 3.4.2017)