Fondsmanager aus heimischen und internationalen Kapitalanlagegesellschaften wurden vom Analysehaus Morningstar für ihre Leistungen ausgezeichnet. Vergeben wurden die Preise im Park-Hyatt-Hotel.

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Wien – In der Finanzbranche sind die Zinsen ein wichtiges und heikles Thema. Denn das Nullzinsumfeld machte es auch für Fondsmanager schwer, Rendite zu generieren. Nachdem die US-Notenbank Fed die Leitzinsen zuletzt erneut angehoben hat, wird nun oft von der "Zinswende" gesprochen. Man dürfe beim Wort Zinswende aber nicht glauben, dass man rasch wieder auf jene Zinsniveaus kommt, die es vor der Finanzkrise gegeben hat, sagt Kurt Eichhorn. Der Manager des Kepler-Vorsorge-Mixfonds spricht lieber von einer Normalisierung der Lage nach den schwierigen Krisenjahren.

Große Überraschungen auf der Zinsseite werden aber nicht erwartet. Anton Kuzmanoski, Rentenfondsmanager im Hause Allianz, geht davon aus, dass die Fed die Zinsen heuer noch zweimal anheben wird. Die Märkte seien darauf auch gut vorbereitet, die Notenbank agiere sehr bedacht – zu Verwerfungen an den Märkten werde es ob der Zinsschritte daher wohl nicht kommen.

Die Konjunktur in Europa laufe zwar wieder besser, "aber die Lokomotive brummt noch nicht", sagt Kuzmanoski. Mit der Wahl in den Niederlanden sei nun politisch zwar etwas Dampf aus dem Kessel gekommen, wegweisend werde aber noch die Wahl in Frankreich. Zinsschritte in Europa erwartet Kuzmanoski heuer noch nicht.

Um in diesem Umfeld Zugewinne zu lukrieren, werde die Selektion von Einzeltiteln immer wichtiger. Im Anleihenbereich werde die Durationssteuerung ein wesentliches Element, aufpassen müssten Fondsmanager aber, dass sie sich auf der Kreditseite nicht zu weit ins Risiko wagen. Ein Trend zum Risiko sei in der Ausrichtung vieler Fonds erkennbar. Das Risiko werde aber noch nicht so stark ausgeweitet, dass sich die grundsätzliche Richtung des Fonds verändern würde, sagt Morningstar-Analystin Natalia Wolfstetter. "Die Basis des Portfolios muss passen", ergänzt Eichhorn anlässlich der Verleihung der Morningstar Awards, die der Standard als Medienpartner begleitet hat. Mit Taktik könnte man ein wenig austarieren aber keinesfalls strategische Fehler ausgleichen.

"The winner takes it all"

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass im Vorjahr Geld vor allem aus Aktienfonds abgezogen wurde. Die veranlagten Volumina in Anlagefonds (inklusive ETFs) gingen, global betrachtet, von einer Billion US-Dollar (2015) auf 728 Mrd. Dollar zurück. In Europa zeigten die Abflüsse sogar eine stärkere Dynamik als weltweit. Dank der freundlichen Aktien- und Rentenmärkte stieg das weltweit in Fonds verwaltete Vermögen aber von 28,7 Billionen auf 30,6 Billionen US-Dollar. Über Zuflüsse konnten sich die Anleihefonds freuen. Den Trend bei Misch- und Multi-Asset-Fonds fasst Wolfstetter mit "the winner takes it all" zusammen – denn es zeigt sich, dass sich Zuflüsse auf einige wenige Produkte konzentrieren.

Zudem bekommt die Branche immer mehr Konkurrenz von passiven Produkten. Rund 15 Prozent Marktanteil haben die passiven Strukturen derzeit in Europa. Im Vorjahr haben die Zuflüsse in passive Anlageformen erstmals jene in aktive Produkte (in denen ein Fondsmanager in das Geschehen eingreift) übertroffen.

Die Frage, die sich die Branche laut Wolfstetter daher stellen müssen wird, ist, ob sich die Gebühren für die aktiv gemanagten Produkte werden halten können. Während Fondsmanager Eichhorn hier eine Senkung erwartet, sieht Kuzmanoski das Thema kritischer. Denn als Fondsanbieter müsse man immer mehr Dienstleistungen (Stichwort Mifid II) erfüllen, daher steige die Kostenbelastung. Kuzmanoski geht daher von einer Stagnation der Gebühren aus, aber keinesfalls von einer Erhöhung.

Ob der steigenden Beliebtheit von ETFs erstellt Morningstar nun auch ein EFT-Analyst-Rating und screent dafür derzeit 250 Produkte. (Bettina Pfluger, 30.3.2017)