Fast wäre dieser Diamant wieder weggeschmissen worden.

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Freetown/Johannesburg – Das Beten zahlte sich aus. Fünf Jahre lang hatte sich der 39-jährige Pastor Emmanuel Momoh mehrmals am Tag auf die Knie begeben, während sich seine 18 Beschäftigten mit Sieb und Schaufel zu schaffen machten. In der diamantenreichen Kono-Provinz im Osten des westafrikanischen Kleinstaats Sierra Leone gruben sie nach den Kristallen, die aus armen Kirchenmäusen reiche "fat cats" machen können – bis es Mitte März tatsächlich so weit war.

Einer der Angestellten des Pastors sah einen wachteleigroßen Stein in seinem Sieb, den er beinahe weggeworfen hätte: Mit einem Schatz in dieser Größe und Farbe hatte er nicht gerechnet. Das Mineral hatte einen orangen Schimmer und rote Tupfer im Inneren. Selbst Pastor Momoh fehlte zunächst der Glaube, dass es sich tatsächlich um einen Diamanten handeln könnte.

Rang 13

Erst der Besuch bei einem libanesischen Händler brachte Gewissheit: Es handelte sich um einen der wertvollsten Steine dieser Erde – und noch dazu um einen der größten, die jemals gefunden worden sind. 709 Karat zeigte die Waage an – das ergibt Rang 13 auf der Liste der größten Diamanten, die jemals auf dem Globus gefunden wurden. Der Libanese versuchte Momoh zu überzeugen, seinen Mund zu halten und schnell einzustecken, was er angeboten bekam. Auf diese Weise könne er sich viel Ärger und jede Menge Steuern sparen.

Doch der Vorsteher einer kleinen Erweckungsgemeinde war nicht einverstanden. Wie alle älteren Sierra-Leoner erinnerte sich Momoh noch viel zu gut an den Krieg, den der illegale Handel mit Diamanten in den 1990er-Jahren über seine Heimat gebracht hatte. Rebellen, die sich aus dem Schwarzmarkt mit den Kristallen finanzierten, schnitten damals Männern und Jugendlichen die Hände, Arme oder Beine ab. Von "Blutdiamanten" war die Rede. Damit wollte der Gottesmann nichts zu tun haben.

Präsident als Partner

Momoh brachte den Diamanten in die Hauptstadt Freetown, wo sich kein Geringerer als Präsident Ernest Bai Koroma um den außerordentlichen Fund kümmerte. Von dem Stein sollten alle profitieren, erklärte der Staatschef: der Pastor, seine Gemeinde, das ganze Land. Der Diamant soll nun versteigert werden. Seit Mittwoch kann er in der Zentralbank der Hauptstadt bestaunt werden. Wer ein Gebot abgeben möchte, kann das gegen eine Gebühr von umgerechnet rund 4600 Euro tun.

Ein Diamant von ähnlicher Größe wechselte kürzlich für rund 60 Millionen Euro den Besitzer. Momoh will von seinem Anteil eine Kathedrale im Urwald bauen lassen, außerdem wolle er nicht als Bettler sterben, erklärte der Pastor. Was er nach Abzug der Bodenschatzabgaben und der Einkommenssteuer in die Tasche stecken kann, bleibt allerdings auch für den Pastor noch ein Rätsel. (jod, 30.3.2017)