Michael Häupl steht vor einem Dilemma. In diese Zwangslage hat sich der Wiener Bürgermeister durch sein Zaudern selbst hineinmanövriert. Offen fordern seine Kritiker in der zerstrittenen Wiener SPÖ seine Nachfolge ein. In den vergangenen Monaten ist das zunächst kleine Grüppchen zu einer Gruppe geworden, was den Richtungsstreit innerhalb der Partei weiter befeuert hat. Häupls beschwichtigende Art, den Konflikt wegzuwischen, hat die Situation weiter verschlimmert.

Die Parteirebellen, die Häupl am Mittwoch trifft, haben den Langzeitbürgermeister dazu genötigt, eine Entscheidung über seine Zukunft zu fällen. Für die Kritiker ist das ein Erfolg, denn die Intention dahinter ist klar: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, vom rechten Parteiflügel gestützt, soll schon jetzt als fixer Thronerbe installiert werden. Will Häupl das verhindern, muss er weitermachen. Der interne Kampf würde damit weitergehen.

Gibt Häupl dem Druck nicht nach, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zumindest bis zur Parteitagswahl 2019 zu verpflichten. Dafür muss Häupl aber den Landesparteitag Ende April 2017 ohne gröbere Schäden durch ein schwaches Wahlresultat überstehen – was ohne einen Deal mit der Ludwig-Gruppe nicht möglich ist. Die große Frage ist, ob Häupl sein Denkmal riskiert, um eine Alternative zu Ludwig aufbauen zu können. Dafür braucht er aber Zeit, die seine Gegner für weitere Attacken nützen werden. (David Krutzler, 28.3.2017)