Das Kernkraftwerk Philippsburg bei Karlsruhe gehört zum EnBW-Konzern. Zur Entsorgung des Atommülls muss der Energieversorger Milliarden in einen Fonds einzahlen.

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Frankfurt/Wien – Die Kosten für den staatlichen Fonds zur Atommülllagerung haben beim südwestdeutschen Energiekonzern EnBW ein tiefes Loch in die Bilanz gerissen. 2016 stand ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro zu Buche nach einem Nettogewinn von 158 Millionen Euro im Jahr davor. Das gab das Unternehmen, das in Österreich an der EVN beteiligt ist, am Dienstag bekannt.

Grund für den großen Verlust war vor allem der Beitrag der Energie Baden-Württemberg zum Atommüllfonds, der sich auf insgesamt 4,7 Milliarden Euro beläuft. Zudem drückten auch niedrige Großhandelspreise für Strom auf das Ergebnis. Der Umsatz schrumpfte um knapp neun Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Sonderfaktoren verdienten die Badener mit 1,94 Milliarden Euro rund acht Prozent weniger als im Jahr davor.

Die Energieversorger müssen heuer die milliardenschweren Kosten für den Atomfonds stemmen, mit dem die Lagerung des Nuklearabfalls finanziert werden soll. Für Eon, RWE, Vattenfall und EnBW zusammen sind das knapp 23,6 Milliarden Euro. Diese müssen bis Juli gezahlt werden, die Beträge wurden aber großteils schon 2016 in der Bilanz verbucht.

Dividende gestrichen

Die staatlichen Eigner, vor allem das Land Baden-Württemberg, sollen für 2015 keine Dividende erhalten. Künftig strebe das Unternehmen aber wieder eine angemessene Ausschüttung an, sagte der Finanzchef.

Manager und Mitarbeiter des Konzerns mit gut 20.000 Beschäftigten verzichten zudem auf gut sechs Prozent ihres Einkommens. "Damit leisten alle im Unternehmen einen solidarischen Beitrag für die langfristige Zukunftssicherung der EnBW", sagte Vorstandsmitglied Thomas Kusterer. Die insgesamt 40 Mio. Euro Gehaltsverzicht seien Teil der Einsparungen, mit denen der Versorger gegen den sinkenden Gewinn ankämpft. Seit 2012 wurden Kostensenkungen von 1,4 Mrd. Euro beschlossen, vor allem durch Personalabbau.

Nach jahrelangem Gewinnrückgang will EnBW-Chef Frank Mastiaux 2017 die Früchte des Umbaus ernten, zu dem der staatlich kontrollierte Versorger durch die Energiewende gezwungen war. So erzielte EnBW 2016 noch 17 Prozent des Umsatzes mit konventioneller Energieerzeugung im Vergleich zu fast der Hälfte 2012. "Wir konzentrieren jetzt alle Kraft darauf, unsere Ergebnisentwicklung ab 2017 ins Positive zu wenden", sagte Mastiaux. Heuer soll das bereinigte operative Ergebnis stabil bleiben, womöglich um bis zu fünf Prozent zulegen. Das Ziel, 2020 einen operativen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro auszuweisen, sei zu erreichen, betonte Mastiaux.

EnBW ist seit 2002 am niederösterreichischen Versorger EVN beteiligt. Über die Jahre wurden sukzessive Anteile erworben, derzeit halten die Deutschen ein knappes Drittel der EVN-Anteile. Sie sind damit der zweitgrößte Aktionär nach dem Land Niederösterreich, das 51 Prozent der Anteile hält. Wiederholt gab es Gerüchte über einen Ausstieg. Beim gegenwärtigen Kurs der EVN-Aktie wäre das aber ein Verlustgeschäft für die Schwaben. (Reuters, stro,29.3.2017)