US-Soulstar Macy Gray gastierte in der Wiener Arena. Charmant, aber ohne besondere Autorität.

Foto: Robert Newald

Wien – Am Ende war klar, Charme ist gut, doch Autorität wäre besser. Vom einen besitzt Macy Gray genug, um ein Konzert zu tragen. Ihr trotziger Mädchencharme reichte für launige Animationen während ihres Konzerts in der Wiener Arena am vergangenen Montag. Ihre Darbietung hingegen würde mehr Nachdruck vertragen, mehr als bloß laue Routine. Zumal auf der Bühne alles auf Atmosphäre angelegt war. Stehlampen, Club-Ambiente, gedimmte Lichter. Und mittendrin die Gray mit Federboa.

Macy Gray ist ein zufälliger Star. Ende der 1990er gelang dem nach Los Angeles gezogenen Girl aus Canton, Ohio mit dem auf ihrem Debütalbum "On How Life Is" befindlichen Lied "I Try" ein Welthit. Ein elegant groovender Ohrwurm, gesungen von einer Stimme, die wie ein rauer Hals nach zu viel Nougat croquant klang. Ein Star war geboren, Gray legte mit "The Id" nach, alles schien gut. Doch der Ruhm und von Gray selbst kolportierte psychische Probleme erwiesen sich als hartnäckige Hindernisse auf dem Weg zu jener Beständigkeit, die das Business in derlei luftigen Höhen verlangt.

Drogen haben natürlich nicht geholfen, bald galt Gray als schwierig, als Soul-Diva, die Konzerte sausen ließ oder im Desaster versenkte.

Den Erfolg ihres Debüts konnte sie nicht wiederholen, dennoch gelang ihr eine Karriere, die mit der Schauspielerei ein verlässliches zweites Standbein etablierte. Zudem erscheinen alle zwei, drei Jahre neue Platten, aktuell tourt die 49-Jährige mit dem Album "Stripped". Darauf interpretiert sie in abgespeckten Arrangements Klassiker und eigene Songs neu.

Live schlug sich das in einer Instrumentierung nieder, die auf Bass, Schlagzeug und zwei Burgen Keyboards setzte, bereichert stellenweise von einem Saxofon. Das ergab einen satten Groove, der in "Me with You" uneingeschränkt seine Klasse zeigte, während Gray stimmlich erstmals aus sich herausging. Der Applaus tat der Frau mit der Explosionsfrisur merklich gut.

Dünnhäutig und sexy

Davor gab sie eine dünnhäutige Version des Radiohead-Songs "Creep". Es war eines jener Lieder, die die Labilität des Stars thematisieren, eröffnet hatte sie den Abend stimmig mit "Relating To A Psychopath".

Nach einem Garderobenwechsel wirkte Gray lockerer, die Band verfiel öfter in Reggaemuster, ohne sich zu sehr festzulegen. Mit "Sexual Revolution" bog sie in die Disco ab, ein Cover von Rod Stewarts "Da Ya Think I’m Sexy?" kam Gray da gerade zupass. Man möchte den Teil als Höhepunkt deuten, zumal "I Try", den Hit, wieder jene Schludrigkeit charakterisierte, die ihre Darbietung unausgegoren wirken ließ. Da fehlte die Autorität der Übermittlung, das Charisma, das diesen Herzensbrecher ausmacht. (Karl Fluch, 28.3.2017)