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Gebrauchtes Eigentum war 2016 in Österreich um 9,5 Prozent teurer als 2015. In Wien (Bild) stiegen die Preise von 2010 auf 2016 um 71,8 Prozent.

Foto: Zoidl

Die Statistik Austria präsentierte am Dienstag ihre jüngsten Erhebungen in Sachen Haus- und Wohnungspreise in Österreich. Der Häuserpreisindex (HPI), der auf tatsächlich erzielten Preisen beruht, zeigt demnach eine Preissteigerung von 8,5 Prozent im Vergleich zu 2015.

Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer sprach von einer "außerordentlichen Dynamik", die insbesondere auf starke Verteuerungen bestehenden (gebrauchten) Wohnraums (plus 9,4 Prozent) zurückzuführen sei. Dies wiederum ist der Durchschnitt aus den starken Preisanstiegen bei bestehenden Wohnungen (plus 10,4 Prozent) und bestehenden Häusern (plus 7,4 Prozent).

Neu gebauter Wohnraum verteuerte sich im Jahresabstand österreichweit um nicht ganz so dramatische 3,8 Prozent, wobei wieder die Wohnungen mit einem Plus von 4,9 Prozent stärker ausschlugen als die (Ein- und Zweifamilien-)Häuser. Die Daten stammen aus der Kaufvertragssammlung des Grundbuchs, die die Grazer Firma ZT Datenforum für die Statistik Austria erhebt.

International vierthöchste Preisanstiege

International betrachtet war der Preisanstieg in Österreich in den ersten drei Quartalen 2016 (für den Ganzjahresvergleich fehlen EU-weit noch Daten) mit 9,1 Prozent im Vergleich mit 28 weiteren Ländern (EU-Länder ohne Griechenland, plus Norwegen und Island) an vierter Stelle. Nur in Ungarn (plus 12,2 Prozent), Schweden (plus 9,4) und Lettland (plus 9,2) gab es demnach noch stärkere Verteuerungen als in der Alpenrepublik. Der EU-Schnitt liegt für den genannten Zeitraum bei einem Plus von 4,1 Prozent.

Auch im längerfristigen Vergleich seit 2010 befindet sich Österreich mit plus 41 Prozent beim Preisanstieg an vierter Stelle, hinter Estland, Island und Schweden. Der EU-Schnitt liegt hier bei 5,4 Prozent, wird aber durch starke Ausschläge in einigen Ländern, etwa Spanien (minus 22,5 Prozent) und Italien (minus 14,6 Prozent), nach unten gedrückt. Deutschland liegt hier aber mit einem Plus von "nur" 25 Prozent weit hinter Österreich.

Wohnungen in Wien plus 71,8 Prozent seit 2010

Regional betrachtet war die Preisentwicklung von Häusern im ländlichen Raum in Salzburg am stärksten, die Preise legten seit 2010 um 35,3 Prozent zu. Von 2015 auf 2016 kam es hier zwar zu geringfügigen Preisrückgängen, laut Pesendorfer war das aber keine Trendumkehr, sondern hatte eher mit einigen außerordentlich hochpreisigen Transaktionen in 2015 zu tun. In Niederösterreich war die Entwicklung mit plus 25 Prozent am wenigsten "dynamisch", bezogen auf den ländlichen Raum.

In den sechs größten städtischen Regionen gab es von 2010 bis 2016 in Wien (plus 71,8 Prozent), Salzburg (plus 58,2 Prozent) sowie Bregenz und Innsbruck (plus 50,6 Prozent) die stärksten Verteuerungen, in Graz (plus 41,6 Prozent) und Linz (plus 36,1 Prozent) war die Entwicklung vergleichsweise moderat.

Zinsanhebung sollte Dynamik abschwächen

Wie die Entwicklung weitergehen wird, ist für Pesendorfer klar: nach oben. "Wir sehen seit Beginn der Aufzeichnungen nur Steigerungen", dabei werde es wohl auch bleiben. So starke Verteuerungen wie 2016 erwartet man in der Statistik Austria für heuer aber nicht, auch weil die demografische Entwicklung mit der starken Zuwanderung in 2015 und 2016 so nicht weitergehen dürfte. Mittelfristig sei außerdem eine Anhebung des Zinsniveaus zu erwarten, was die Attraktivität der Investments in Immobilien etwas verringern dürfte.

Auf Grundlage der Grundstückswert-Verordnung des Finanzministeriums arbeitet die Statistik Austria derzeit an einer Aktualisierung der Durchschnittspreise auf Bezirksebene. Die Daten für 2016 wird es laut Josef Auer von der Direktion Volkswirtschaft der Statistik Austria aber erst im Mai geben.

Daten-Querelen

Was die Daten-Akquise betrifft, hadern die amtlichen Statistiker mit einem eher grotesken Detail: "Bei vielen Kaufverträgen, vor allem von Wohnungen, fehlt die Angabe über die Wohnfläche", so Auer. Über die Form eines Kaufvertrags gebe es keinerlei Vorschriften. "In manchen Fällen schaffen wir es, durch einen Abgleich mit dem Gebäude- und Wohnungsregister die Wohnfläche herauszufinden. Das geht aber auch nicht immer." Die Fälle, wo man das letztlich nicht schaffe, bewegen sich im zweistelligen Prozentbereich, sagt Auer. Für den Häuserpreisindex, wo man Quadratmeterpreise erhebt, stehen diese Transaktionen dann nicht zur Verfügung. "Wir wären deshalb sehr dafür, dass man die Kaufverträge standardisiert."

Und noch etwas wünschen sich die Statistiker in diesem Zusammenhang: dass die Grundbuch-Urkunden endlich elektronisch lesbar gemacht werden. Entsprechende Anregungen wurden bereits mehrfach im Justizministerium deponiert. (Martin Putschögl, 28.3.2017)