Seit September 2014 kontrollieren die Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sanaa (im Bild eine Huthi-Kundgebung), die international anerkannte Regierung sitzt in Aden.

Foto: AFP / Mohammed Huwais

Es brauchte ein trauriges Jubiläum, den zweijährigen Jahrestag der arabischen Militärintervention, damit der vergessene Krieg im Jemen wieder Beachtung bekommt. Am Wochenende haben die schiitischen Huthi-Rebellen mit einem großen Aufmarsch in Sanaa ihre Entschlossenheit manifestiert, bis zum Ende zu kämpfen und in einem Schauprozess Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi wegen "Hochverrat" zum Tode verurteilt. Dieser erklärte in einem Interview in Riad, wo er sich meistens aufhält, seine Truppen würden 80 Prozent des jemenitischen Territoriums kontrollieren. Es sei bald vorbei – aber vorher komme es noch zu einer Eskalation.

Tatsächlich haben sich die Fronten in den letzten Monaten trotz massiver Bombardements der saudisch-geführten Koalition nur wenig verändert. Einige Landgewinne konnten Hadis Truppen an der Westküste und in der Umgebung von Sanaa vermelden. Mit Ausnahme von Aden, der Metropole im Süden, bleiben die größten Städte – darunter Sanaa und der wichtigste Hafen im nördlichen Landesteil in Hodeida – immer noch unter der Kontrolle der vom Iran unterstützten Huthis.

Die Huthis, eine schiitische Minderheit, die etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmacht und im Norden konzentriert ist, hatten 2014 eine Offensive lanciert, mit der sie in einer Allianz mit Ex-Präsident Ali Abdallah Saleh große Teile des Landes überrollen und die Regierung von Hadi vertreiben konnten. Seit dem 26. März 2015 versucht eine von Saudi Arabien geführte arabische Koalition, den alten Zustand wiederherzustellen. Unter UN-Vermittlung wurde in mehreren Runden bisher vergeblich versucht, eine politische Lösung der Krise zu erreichen. Derzeit gibt es keine Ansätze, den Dialog wieder in Gang zu bringen.

Der Krieg hat im ärmsten arabischen Land unermessliche Schäden angerichtet. Über 7.700 Personen, die meisten Zivilisten, wurden getötet und 40.000 verletzt. Der Jemen erlebt laut UN-Angaben eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit.

Humanitäre Katastrophe

Es droht eine ausgedehnte Hungersnot, von der 20 der 22 Provinzen betroffen sind. Zwei Drittel der Einwohner haben zu wenig zu essen und benötigen dringend überlebenswichtige Hilfe. 2,2 Millionen Kinder leiden an Unterernährung, fast eine halbe Million sind laut UN so schwer betroffen, dass sie lebenslange Schäden davontragen werden. Die UN fordert nicht nur Nahrungsmittelhilfe, sondern auch Unterstützung für die Landwirtschaft.

Die katastrophale Versorgungslage ist natürlich eine Folge des Krieges. Die Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlage und daraus folgend Armut und Hunger wird aber auch gezielt eingesetzt. Die saudischen Flugzeuge haben etwa Fabriken bombardiert und damit die Nahrungsmittelindustrie getroffen und tausende Arbeitslose geschaffen. Die Huthis halten Taiz belagert, blockieren Hilfstransporte oder nehmen Helfer fest und zwingen Spitälern ihre Regeln auf. Eben hat die Ärzte ohne Grenzen angekündigt, dass sie sich aus einem Spital in der Nähe von Ibb unter Huthi-Kontrolle zurückziehen würden. (Astrid Frefel, 28.3.2017)