Die erwachsenen Grünen verhalten sich gerade ziemlich kindisch. Seit längerem unterstützen die Jungen Grünen den Versuch, neben der bestehenden Studierendenorganisation der Partei – den Grünen Alternativen Studentinnen und Studenten (Gras) – eine zweite Struktur aufzubauen. Sie soll weniger dem "totalen Konsensprinzip" gehorchen und dadurch offener und demokratischer sein. Der Mutterorganisation schmeckt das nicht besonders. So weit, so gut, ein Thema, das auf der parteiinternen Spielwiese beackert werden kann.

Dann hat sich Flora Petrik, Bundessprecherin der Jungen Grünen, allerdings erdreistet, Parteichefin Eva Glawischnig nahezulegen, "Platz für andere" zu machen. Der grünen Frontfrau fehle für den "notwendigen demokratischen Aufbruch" das Feuer, schreibt Petrik in einem offenen Brief. Seither ist Feuer am Dach.

Geldhahn zudrehen

Nach einer kurzen Schockstarre stampft nun ein prominenter Altgrüner nach dem anderen wütend auf: "Sprachlos" sei man ob der Vorgangsweise der Jugend. Auch "entsetzt" – und mutmaßlich ein bisschen gekränkt. Am Wochenende wurde dann die Trotzphase eingeleitet. Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik erklärte: Wenn die Jungen Grünen nicht spuren und von ihren Plänen Abstand nehmen, bei der Wahl der Hochschülerschaft mit einer eigenen Liste gegen die Gras anzutreten, dann werde ihnen der Status als offizielle Jugendorganisation der Partei aberkannt – und somit auch der Geldhahn zugedreht.

Mit dieser rigorosen Reaktion schadet sich die Partei mehr, als sie die Gras unterstützt. Im Grunde wird der Vorwurf der Jugend bestätigt: An einem parteiinternen Evolutionsprozess ist man nicht interessiert. Es ist nachvollziehbar, dass es wehtut, wenn die eigene Vorfeldorganisation via Medien Druck ausübt und aufmuckt – per Rücktrittsaufforderung auch noch auf möglichst ungute Art. Aber war es nicht das Privileg, ist es nicht sogar die Aufgabe der Jugend, auch einmal über die Stränge zu schlagen?

Vorrecht der Jugend

Die schwarze Jugend besteht aus glattgebürsteten Karrieristen, kritisieren auch Grüne gerne. In der roten Jugend gehört es quasi zum guten Ton, am Sessel des Parteichefs zu sägen. Die grüne Jugend hat ihren Weg womöglich noch nicht gefunden – muss erst ausloten, was geht, was nicht. Es ist das Vorrecht der Jugend, Fehler zu begehen, denn sie hat genug Zeit, sie zu korrigieren, hat der Künstler Ernst Barlach gesagt. Dienstälteren stünde Besonnenheit besser. (Katharina Mittelstaedt, 26.3.2017)