Wien – Als Paris, der unbedarfte Sohn des trojanischen Königs, die frisch verliebte Helena, eigentlich Ehefrau des Königs von Sparta, mit nachhause bringt, finden das die Griechen nicht so lustig. "Er kommt in unser Land, nutzt unsere Gastfreundschaft aus und stiehlt auch noch unsere Frauen", schimpft Griechenführer Agamemnon, der patriotische Bruder des spartanischen Königs.

Fast könnte man meinen, gesellschaftspolitische Kritik in dem Stück für Kinder ab elf Jahren herauszuhören. Kurzerhand erklärt Griechenland Troja den Krieg und setzt die Segel, an Bord ihr bester Kämpfer Achill. Aber auch die Trojaner haben den berüchtigten Hektor im Repertoire. Troja gibt sich siegessicher, nur Kassandra, die von Saskia Klar gespielte emotional instabile Schwester von Paris, wusste schon immer, dass ihr Bruder den Untergang bringt.

In der Inszenierung von Regisseur Roman Freigaßner-Hauser kommentiert Ganymed, der "Schönste aller Sterblichen", die Schlacht aus dem Olymp und nimmt es sportlich. "Es ist das Debüt des Griechen Patroklos, von ihm werden wir wohl noch viel hören", ruft er, und dann: "Die Schlacht geht in die Verlängerung!" Und ob, ganze zehn Jahre kämpfen die Griechen gegen die Trojaner.

Die Sache mit dem Pferd

Agamemnon, herrlich unsympathisch gespielt von Markus Kofler, will erst aufgeben, wenn Troja in Schutt und Asche liegt. "Auf geht’s Troja, kämpfen und siegen", singen die trojanischen Soldaten währendessen ihre Parolen am blutigen Spielfeld. Dann kommen die Griechen auf eine verhängnisvolle Idee mit einem hölzernen Pferd und täuschen das Kriegsende vor, wodurch (Achtung, Spoiler!) Troja doch noch brennt.

Zehn Jahre Krieg sind in 80 Minuten unterhaltsam und kurzweilig verpackt. Das Ensemble zeigt Wandlungsfähigkeit und spielt zu sechst insgesamt 24 Rollen. Die schönen und aufwendigen Videoprojektionen von Dominique Wiesbauer verfügen über viel Liebe zum Detail und schaffen zusammen mit den Audioeffekten kriegerische Aufbruchsstimmung. Trotzdem lachen dann irgendwie die Erwachsenen doch mehr als ihre Kinder. (Eva Walisch, 24.3.2017)