Warum sollen es Ermittler unbequemer haben als Zuseher, zumal die Kommissare ja auch nicht mehr die Jüngsten sind? Dies mag der Leitgedanke für den Jubiläums-Tatort aus Köln am Sonntag gewesen sein.

Zum 70. Mal ziehen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) gegen das Böse ins Feld. Das bedeutet in diesem Fall: Sie sitzen viel auf bequemen Sitzmöbeln in hübschen Eigenheimen und befragen Nachbarn.

Warum sollen es Ermittler unbequemer haben als Zuschauer: Dietmar Bär (Freddy Schenk), Klaus J. Berendt (Max Ballauf).
Foto: ORF/ARD/Martin Menke

Nachbarn heißt nämlich die Folge, und der Begriff vermag wohl bei jedem, der nicht in einem Leuchtturm oder einer einsamen Almhütte wohnt, etwas zum Klingen zu bringen, sei es im Positiven oder Negativen.

In der Kölner Vorstadt geschieht zunächst natürlich Unschönes. Ein Lkw überrollt einen Mann, alsbald stellt sich heraus, dass er aber schon tot gewesen war, bevor der Brummi kam.

Wie nicht anders zu erwarten, war das Opfer in der Siedlung nicht beliebt. Einer Nachbarin stellte er nach, mit der anderen spielte er sich, um Grundstücksgrenzen wurde vor Gericht gestritten. Alle Personen hängen irgendwie zusammen und haben zudem noch selbst Probleme.

Das zieht sich über den Gartenzaun

Natürlich tickt eine Familie ein wenig anders, und das zieht sich über den Gartenzaun hinweg zu anderen. Apropos ziehen: Genau das tut dieser Tatort. Er dauert. Zwar ist es ganz nett, wenn ein Verdächtiger lieber mit seinen Echsen kuschelt als mit seiner Frau. Aber das taugt bloß als Sidekick.

Ansonsten ermitteln Schenk und Ballauf lustlos vor sich hin, der Papageienärger, den Schenk mit dem eigenen Nachbarn hat, taugt nicht einmal mehr als Sidekick. Okay, die beiden sind auch schon ältere Herren. Aber zum 71. Kölner Tatort: Bitte wieder runter vom Sofa! (Birgit Baumann, 25.3.2017)