Wien – Mit Leonard Bernstein, Gottfried von Einem und Claude Debussy wird der Wiener Musikverein in der kommenden Saison 2017/18 gleich drei Komponisten mit eigenen Schwerpunkten würdigen. Insgesamt sind 411 Eigenveranstaltungen (nach 402 im Vorjahr) angesetzt, von denen 106 im Großen Saal stattfinden, kündigte Intendant Thomas Angyan am Freitag an. Hinzu kommen rund 300 Fremdveranstaltungen.

Für den US-Amerikaner Bernstein, dessen 100. Geburtstag sich 2018 jährt, gibt es eine wahre Hommage. "Ich sitze vielleicht überhaupt nur hier, weil ich Leonard Bernstein kennengelernt habe", verwies Angyan auch auf die persönliche Dimension der Ehrung: "Er hat mir wirklich die Augen für vieles in der Musik geöffnet." Bernsteins Symphonie Nr. 1 "Jeremiah" wird von den Wiener Philharmonikern präsentiert (6. Mai 2018), seine 2. vom Philadelphia Orchestra unter Yannick Nezet-Seguin (1. Juni 2018). Hinzu kommen die "West Side Story"-Suite und seine "Chichester Psalms" durch das RSO am 7. Juni 2018. Auch eine Ausstellung, ein Symposium und Musikvermittlung sind als Rahmenprogramm geplant.

Lauter 100er

Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin werden sich bei einer Residenz Claude Debussy anlässlich dessen 100. Todestag widmen. Zwischen 7. und 10. Mai 2018 wird von "Iberia. Images Nr. 2" über "La Mer" bis zu "Trois Nocturnes" ein Querschnitt durch das Oeuvre des Franzosen geboten. Ergänzt wird diese Rundschau über die Saison von weiteren Konzerten mit etwa der Sopranistin Natalie Dessay (24. April 2018) oder dem Geiger Leonidas Kavakos (17. Dezember 2017).

Und schließlich wird auch Gottfried von Einems 100. Geburtstag im kommenden Jahr begangen. Der Komponist, der seinen musikalischen Nachlass der Gesellschaft hinterlassen hat, wird neben zahlreichen weiteren Konzerten am 24. Jänner 2018 auch mit einem eigenen "Geburtstagskonzert" inklusive Auftragsarbeiten gewürdigt.

Konzertante Opern

Die begonnene Schiene, konzertante Opern zu zeigen, wird auch in der kommenden Saison fortgesetzt. Janaceks "Das schlaue Füchslein" macht am 19. und 20. Oktober in aufwendiger, semikonzertanter Variante mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst seine einzige Station in Europa im Musikverein. "Wir sind als Einzige übriggeblieben. Die anderen haben die Kosten und Mühen gescheut", so Angyan.

Der Concentus Musicus, der nach dem Tod von Impresario Nikolaus Harnoncourt für seinen Zyklus in den kleineren Brahms-Saal auswich, wird wieder in die größere Spielstätte übersiedeln. "Der Concentus Musicus ist zurück im Großen Saal", freute sich Angyan. Insgesamt sind fünf Originalklang-Serien für die neue Saison vorgesehen.

Fünf Konzerte des Gewandhausorchesters aus Leipzig sind angesetzt, während sich Simon Rattle mit seinen Berliner Philharmonikern aus Wien am 2. und 3. Juni verabschiedet. Wohl kein Veranstalter könne 17 verschiedene Orchesterzyklen offerieren, zeigte sich Angyan selbstbewusst: "Wir sind ziemlich singulär mit der Zahl unserer Orchesterzyklen."

Liederzyklus und Andreas Gabalier

Ein Liederzyklus vereint Diana Damrau, Jonas Kaufmann, Florian Boesch, Elina Garanca oder Natalie Dessay, während Daniel Barenboim und Marta Argerich eine Carte blanche im Großen Saal erhalten. 226 der Angebote fallen unter den Bereich Kinderveranstaltungen, zu denen man gut 48.650 Gäste erwartet – ein Gutteil davon in den vier Neuen Sälen, deren Programm gesondert präsentiert wird. Die Namensfrage bezüglich der "Neuen" Säle sei für ihn übrigens keine: "Die Neuen Säle bleiben die Neuen Säle – denn es gibt ja auch das Neue Testament".

Apropos Bibel: Die alttestamentarische Aufregung, dass Andreas Gabalier seinen Tourneeauftakt am 18. April im Goldenen Saal feiern wird, kann Angyan nicht verstehen. Den Kritikern müsse man sagen: "Wollt ihr die Berliner Philharmoniker im Musikverein? Wenn ihr das wollt, müssen wir an den Abenden, an denen wir sie nicht haben, versuchen, den Saal zu den bestmöglichen Konditionen zu vermieten." (APA, 24.3.2017)