Blockbuster könnten schon 30 Tage nach Filmstart ins Netz gelangen – wenn sich Filmstudios auf neue Vertriebsmodelle einigen.

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Im Kampf gegen die Piraterie urheberrechtlich geschützter Inhalte haben sich legale Alternativen mit ähnlichen Vorteilen als erfolgreiche Methode bewährt. Seit die Musikindustrie etwa zu einem günstigen Preis aktuelle Inhalte auf Streamingdiensten wie Spotify verfügbar macht, ist ein deutlicher Rückgang bei Musikpiraterie zu verzeichnen. Im Umkehrschluss waren jene Musikalben, die nicht auf Streamingplattformen abrufbar waren – etwa Adeles "25" oder das teilexklusive "Lemonade" von Beyoncé – exorbitant öfter auf Piraterie-Webseiten zu finden.

Musikindustrie setzt auf Streaming

Das bemerkt natürlich auch die Filmindustrie, die nach wie vor mit Urheberrechtsverletzungen zu kämpfen hat. Doch im Unterschied zur Musikbranche ist der Distributionsweg hier deutlich komplizierter. Durch Kino, Blu-ray/DVD, Pay-TV und anschließende Lizenzierung ans Free-TV oder Streamingkanäle findet eine mehrfache Verwertung des Inhalts statt.

30 bis 50 Dollar Gebühr

Die sechs größten Hollywood-Studios mit der Ausnahme von Disney wollen nun einen Plan entwickeln, Filme kurz nach dem Kinostart auch für die Nutzung daheim verfügbar zu machen. Das berichtet "Variety" unter Berufung auf interne Quellen. Die Studios sollen schon seit mehreren Monaten verhandeln, momentan werden zwei Modelle diskutiert. Fox und Warner wollen, dass Kinofilme rund 30 Tage nach dem Kinostart zum Preis von 30 Dollar abrufbar sind. Universal schlägt hingegen einen schnelleren Release vor, will dafür allerdings 50 Dollar verlangen. Dabei soll es sich sogar nur um den Preis für das Ausleihen des Films handeln.

Der hohe Preis soll an Filmverleiher gehen, denen durch einen Release im Netz Einnahmen entgehen würden. Er dürfte jedoch zahlreiche Nutzer abschrecken. Ein Kinoticket kostete 2015 im Schnitt 8,70 Dollar; die Filmindustrie würde also die Kosten von fünf Tickets für den Heimverleih verrechnen.

Antrieb für Piraterie

Die Branche befürchtet außerdem, dass ein derartiges Modell paradoxerweise ein Antrieb für Piraterie wäre. Denn dann wäre es ein Leichtes, die Filme in Top-Qualität ins Netz zu stellen; während in Kinos streng nach Kameras kontrolliert wird – und viele Fans darauf verzichten, abgefilmte Blockbuster anzuschauen. Laut "Variety" ist aber ohnehin nicht zu erwarten, dass sich die Filmbranche sehr bald auf ein neues Vertriebsmodell einigt. (red, 24.3.2017)