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Mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet: Natascha Wodin.

Foto: dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Die Sachsen, selbst nicht unbedingt mit der reinsten Form des Hochdeutschen beschenkt, finden andere Dialekte lustig. Wie es scheint, auch das Idiom, dessen man sich selbst befleißigt, um – auf solide und überraschungsfreie Bewirtung hoffend – den Weg zum nächsten Lokal zu erfragen. Gut möglich, dass die Angesprochenen auch dachten, man rede wirres Zeug. Jedenfalls beschlich einen beim Verlassen der empfohlenen Gaststätte das Gefühl, dass man diesen Ort weder vergessen noch jemals wieder betreten wird.

Insgesamt unterschätzt der Bücherfreund gern, dass Leipzig nicht nur Buchmessestadt, sondern im Herbst auch Schauplatz der Lachmesse ist. Bei diesem Humor- und Satirefestival will man auch für Mut, Optimismus und Zuversicht in Europa werben. Letzteres, vor allem dessen Einheit und seine ökonomischen Vorteile, wurde in den Reden anlässlich der Eröffnung der Buchmesse im Gewandhaus oft beschworen.

Der französische Autor Mathias Énard (45), der mit dem Preis zur europäischen Verständigung ausgezeichnet wurde, zäumte in seiner Dankesrede indes den Stier von hinten auf. Europa sei in der Mythologie eine libanesische Prinzessin, die von Zeus, einem als Tier verkleideten Gott aus dem Norden, entführt wurde, so Énard. Und weiter: "Europa ist eine Ausländerin, eine Kriegsbeute."

Fette Beute, insgesamt 60.000 Euro, machten Donnerstagabend auch die Gewinner des in drei Sparten vergebenen Preises der Leipziger Buchmesse. In der Belletristik wurde Natascha Wodins Mutterbuch Sie kam aus Mariupol gekürt, der Sachbuch-Preis ging an Barbara Stollberg-Rilinger mit ihrem Maria-Theresia-Buch und die Auszeichnung für Übersetzung an Eva Lüdi Kong – für die Übertragung des chinesischen Klassikers Die Reise in den Westen. (Stefan Gmünder, 23.3.2017)