Das vergangene Jahr war für Leonid Michelson ein erfolgreiches: Die Erschließung riesiger Gasfelder auf der polarkalten Jamal-Halbinsel ist schnell vorangekommen. Ende März soll der erste eisbrechende Flüssiggastanker im neugebauten Hafen Sabetta anlegen. Die Lieferverträge Richtung China sind schon für zig Jahre im Voraus unterzeichnet. Und auch die Preise für fossile Brennstoffe haben sich inzwischen erholt und stabilisiert. So bleibt der Großaktionär des Gasproduzenten Novatek und des Petrochemiekonzerns Sibur weiterhin der reichste Mann Russlands. Innerhalb eines Jahres konnte der 61-Jährige sein Vermögen um vier Milliarden Dollar steigern und wird nun von Forbes auf ein Vermögen von 18,4 Milliarden Dollar taxiert.

Hinter Michelson folgen die Stahlbarone Alexej Mordaschow (Severstal) und Wladimir Lissin (NLMK). Mordaschow, der in den 90er-Jahren bei Voestalpine in Österreich hospitierte und mit der Tui auch ein Standbein in Deutschland besitzt, kommt auf 17,5 Milliarden und ein Plus von 6,6 Milliarden zum Vorjahr. Lissin führte 2011 mit damals 24 Milliarden Dollar schon einmal die Forbes-Liste in Russland an. Sein heuriger Besitz von 16,1 Milliarden ist dagegen zwar fast bescheiden, dafür hat er ihn im Vergleich zu 2016 um 6,8 Milliarden Dollar steigern können – der Rohstoffhausse sei Dank.

Rohstoffe als Vermögensbasis

Auf Platz vier hat sich inzwischen der als Putin-Vertrauter geltende Geschäftspartner Michelsons Gennadi Timtschenko (16 Milliarden) eingefunden. Die zehn reichsten Männer Russlands haben alle mit Rohstoffen zu tun, auch wenn Alischer Usmanow, Michail Fridman, Andrej Melnitschenko und der in der Schweiz ansässige Wiktor Wekselberg ihr Portfolio mit Banken und Technologiekonzernen erweitert haben.

Insgesamt ist der Klub der Dollarmilliardäre in Russland auf 96 angewachsen, das sind 19 mehr als noch vor einem Jahr. Auch das Gesamtvermögen der Superreichen ist nach drei Jahren Verlust nun wieder deutlich gestiegen. Mit 386 Milliarden Dollar sind es über 100 Milliarden mehr als noch 2016. Grund für die Zuwächse sind neben den gestiegenen Rohstoffpreisen auch die Stärkung des Rubels, der um 20 Prozent gegenüber Dollar und Euro zulegte, und die Gewinne an den Aktienmärkten. Der dollarbasierte Moskauer Index RTS lieferte 2016 eine Performance von 52 Prozent plus. (André Ballin, 21.3.2017)