Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Nach dem GNOME-Projekt könnte man beinahe schon die Uhr stellen – zumindest aber den Kalender. Mit schöner Regelmäßigkeit liefern die Entwickler alle sechs Monate eine neue Version des Linux-Desktops ab, und dieser Rhythmus hat zur Folge, dass es nun wieder Neuigkeiten zu berichten gibt.

Nachtmodus

GNOME 3.24 "Portland" führt einen Nachtmodus für den Desktop ein. Wie von anderen solchen Lösungen gewohnt, wird dafür der Blauanteil des Lichts ausgefiltert, dies soll sich beruhigend auswirken und so das folgende Einschlafen erleichtern. Die konkrete Umsetzung erlaubt wahlweise den Wechsel anhand von Sonnenaufgang und -untergang oder die manuelle Wahl bevorzugter Zeitpunkte. Der Übergang erfolgt dabei graduell.

Der neue Nachtmodus.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Wetter

Eine weitere Neuerung ist die Übernahme einer simplen Wetterinformation im Benachrichtigungsbereich, ein Klick auf diese Anzeige, öffnet dann die passende GNOME Weather-Anwendung. Zudem wurde die Darstellung der Benachrichtigungen an dieser Stelle grafisch überarbeitet, dabei greift man zu einem simpleren Look, der eine bessere Übersicht bieten soll.

Der Benachrichtigungsbereich wurde ebenfalls überarbeitet.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Settings

Bei den Systemeinstellungen hat man gleich mehrere Komponenten komplett neugestaltet. So werden etwa bei den Druckereinstellungen jetzt auf den ersten Blick Tintenstand und Standort präsentiert. Auch die Online-Account-Einstellungen und die User-Settings wurden grundlegend überarbeitet. Das Ganze versteht sich als erster Schritt in einem größeren Unterfangen, das mit kommenden Releases fortgesetzt werden soll, und zu guter Letzt auch eine neu gestaltete Einstellungsübersicht bringen soll.

Die neuen Druckereinstellungen.
Screenshot: GNOME

Look

Zu den fixen Größen jeder GNOME-Release gehört der Feinschliff am Look. Dieses Mal hat man sich dabei zuvorderst den Icons angenommen. Viele Icons für Verzeichnisse, Dokumente und Geräte wurden komplett neu gestaltet oder zumindest verfeinert. Außerdem wurde die maximale Größe von Icons auf 512 x 512 Pixel erhöht, bisher lag die Begrenzung bei 256 x 256 Pixel.

Überarbeitete und größere Icons.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Games

Für Retro-Gamer wurde eine neue Spielezentrale eingeführt. Über diese wird der Zugriff auf verschiedene Emulatoren an einer gemeinsamen Stelle zusammengeführt. Unterstützt werden dabei etwa NES- und SNES-Games, aber auch Playstation- und GameBoy-Spiele. Das simple Interface orientiert sich dabei an den einzelnen Games, welcher Emulator zum Einsatz kommt, rückt also in den Hintergrund.

Die neue Spielezentrale.
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Web

Unter dem simplen Namen Web arbeitet man bei GNOME schon länger an einem eigenen Browser – auch wenn die meisten Distributionen lieber auf Firefox oder Chromium setzen. Wie dem auch sei, gibt es hier dieses Mal gleich eine ganze Reihe von Verbesserungen zu berichten. Es wurde die Adresszeile neu gestaltet, ein Popover informiert über alle geöffneten Tabs, und auch das Bookmark-Management präsentiert sich in neuem Gewand. Von der Konkurrenz will man sich nicht zuletzt über einen Privatsphärenfokus absetzen. Entsprechend wird nun EasyPrivacy genutzt, um Tracking durch Webseiten zu blockieren, und es gibt die Möglichkeit viele gespeicherte Informationen einzeln zu entfernen – darunter auch Session-Storage-Informationen oder IndexedDB-Daten. Dem Vorbild von Firefox und Chrome folgt GNOME Web, indem nun auch hier vor unverschlüsselten Login-Seiten gewarnt wird

Rezepte?!?

Die überraschendste Neuerung nennt sich Recipes, und dahinter versteckt sich tatsächlich, was der Namen vermuten lässt: Eine Anwendung zur Verwaltung von Kochrezepten. Die GNOME-Entwickler sehen darin ein nettes Projekt zur Belebung der Community, sollen doch damit auch Rezepte untereinander ausgetauscht werden.

Ein kompletter Neuzugang ist GNOME Recipes.
Screenshot: GNOME

Vermischtes

Bei GNOME Photos wurde für die Version 3.24 die Übersichtsseite neu gestaltet, was vor allem die Fotovorschau noch stärker in den Vordergrund stellen soll. Zudem gibt es neue Editier-Tools für Schwarzwert und Belichtung, und wenn vorhanden, werden in der Detailansicht jetzt auch die gespeicherten Standortdaten angezeigt. Der Chat-Client Polari erleichtert das Aufrufen von privaten Konversationen sowie die Anzeige von Benachrichtigungen, wenn das Gegenüber wieder online ist. Beides kann über einen Klick auf den User-Namen initiiert werden.

Die neue Übersicht von GNOME Photos.
Screenshot: GNOME

Beim File-Manager gibt es nun eine integrierte Möglichkeit, um systemweite Änderungen mit Root-Rechten vornehmen zu können, ohne ein neues Fenster dafür aufmachen zu müssen. Zudem funktioniert die klassische Ansicht mit Icons am Desktop jetzt auch unter Wayland. Apropos: Wacom-Grafiktablets arbeiten nun ebenfalls reibungsfrei mit dem X11-Ersatz zusammen, in diesem Zuge wurde auch gleich die Stylus-Konfiguration vereinfacht.

Unter der Haube

Besitzer von Systemen mit zwei Grafikkarten werden sich freuen, dass nun gezielt ausgewählt werden kann, mit welcher davon ein Programm gestartet werden kann. Die entsprechende Wahl gibt es über ein Kontextmenü beim jeweiligen Eintrag in der Anwendungsübersicht. Das grafische Toolkit GTK+ kommt weiter in der Version 3.22 zum Einsatz, zwar arbeiten die Entwickler bereits an GTK+ 4, dessen Status gilt aber als noch nicht brauchbar, entsprechend wird es auch bislang von keinerlei Anwendungen genutzt. Das Entwicklungs-Tool Builder kann mit verbessertem Support für diverse Build-Systeme aufwarten, allen voran für Flatpak, das eine distributionsübergreifende Alternative zu klassischen Paketsystemen bilden soll.

GNOME 3.24 (Achtung: In diesem Bild ist eine Katze versteckt. Wer sie findet, darf zur Belohnung im Forum posten!)
Screenshot: Andreas Proschofsky / STANDARD

Download

GNOME 3.24 kann in Form des Source Codes der einzelnen Komponenten von der Seite des Projekts heruntergeladen werden. Die neue Version sollte bald in die Entwicklungsversionen zahlreicher Distributionen einfließen, und nicht zuletzt die Basis für Fedora 26 bilden. (Andreas Proschofsky, 22.3.2017)