Potenzielle Medizinstudenten bei der Aufnahmeprüfung zum Studium. Von jenen, die das Studium bis zum Ende schaffen, streben einige ins Ausland.

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Wien – Jeder fünfte österreichische Medizinabsolvent will nach dem Studienabschluss das Land verlassen – die Zahl in Österreich studierender Deutscher ist in diesem Wert gar nicht mehr enthalten. Die Zahlen stammen aus einer Befragung, die das Wissenschaftsministerium in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zitiert. Drei Viertel der ins Ausland Strebenden begründen den Plan mit beruflichen Überlegungen.

"Das ist keine erfreuliche Bilanz", sagt Eva Mückstein von den Grünen, die die Anfrage an Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und an Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) gestellt hat. Letztere gibt in ihrer Antwort an, dass im Jahr 2015 – aktuellere Zahlen gebe es noch nicht – überhaupt keine Medizinabsolventen das Land verlassen hätten, ja sogar 270 Wiedereintragungen in der Ärzteliste erfolgt seien.

Wie es dann im Turnus aussieht, ist aber unklar: Über die Drop-out-Quote der Turnusärzte sei "derzeit wenig bekannt, ein entsprechendes Monitoring bei der Ärztekammer befindet sich im Aufbau", heißt es auf Nachfrage in Rendi-Wagners Büro. Auch in Bezug auf die Abwanderung fertig ausgebildeter Ärzte verweist man auf das Monitoring.

"Irreführende Darstellung"

Mückstein hält die Darstellung des Gesundheitsministeriums für "irreführend". Es sei nicht klar, ob die Rückkehrer aus dem Ausland oder etwa der Karenz kämen. Die Nationalratsabgeordnete fordert, dass der Ärzteausbildung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sie räumt aber ein, dass der Wert von 20 Prozent Abwanderungswilligen etwas niedriger sein dürfte als in der Vergangenheit. Vor wenigen Jahren musste man noch Monate bis Jahre auf einen Turnusplatz oder die Facharztausbildung in Österreich warten, weshalb es viele Absolventen nach Deutschland oder in die Schweiz zog. Solche Wartelisten gibt es inzwischen nicht mehr. (Gudrun Springer, 21.3.2017)