Sie sind mit dem Aussehen Ihrer Nase unzufrieden? Sie erschaudern täglich beim morgendlichen Blick in den Spiegel? Nase zu dick, zu lang, zu krumm? Das muss doch nicht sein! Garantierte Abhilfe schafft Zello! Der Zello-Nasenformer bringt jede noch so missgeformte Nase im Nu wieder in Form.

Das jedenfalls war die Grundidee dieses gar wunderlichen Instruments zur Nasenkorrektur vor den Zeiten der Schönheitschirurgie. Ein gewisser königlicher Hofrat Prof. Dr. med. G. von Eck erfand das martialisch anmutende Gerät gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Nasenformer wurde 1894 patentiert und bestand aus einem gebogenen, goldschimmernden Messingblech, das mit zwei breiten Bändern am Kopf fixiert werden musste und über eine Anzahl von Stellschrauben die Nase angeblich in die gewünschte Form presste. Durch Drehen an den bis zu acht Schrauben wurde ein Lederkissen, das sich unterhalb der Metallabdeckung befand, gegen die Nase gedrückt. Dieser anhaltende Druck sollte über kurz oder lang für die Änderung der Nasenform sorgen.

Der formschöne Zello-Punkt-Nasenformer.
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Patentiert 1894.
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Das Gerät muss ein echtes Wunderding gewesen sein, das zuverlässig Abhilfe bei allen Arten von unschönen Nasenverkrümmungen und -fehlstellungen verschaffte. Mit Zello konnte wirklich jede Nase wieder in die erstrebenswerte, griechisch-römische Idealform gebracht werden.

Und so war der Zello-Nasenformer über Jahre hinweg im unermüdlichen Einsatz gegen: Kartoffelnasen, Sattelnasen, Entenschnabelnasen, breite Nasen, Spitznasen, lange Nasen, Hakennasen und selbstverständlich auch
schiefe Nasen.

Nasen, die nicht passen, werden passend gemacht.
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Das neue und verbesserte Modell 20 übertrifft alles.
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Und der Erfolg beim faszinierten Publikum gab Professor Eck recht. Der Nasenkorrektur-Apparat erwies sich als echter Renner. Wie in den Werbeanzeigen verlautbart, gingen innerhalb kurzer Zeit mehr als 100.000 Stück über die Theken der gut sortierten Nasenkorrekturhandelsbetriebe. In späteren Inseraten ist gar von 200.000 verkauften Exemplaren die Rede. Bei Preisen zwischen 5 und 10 Mark für unterschiedliche Modelle kamen hier ganz erkleckliche Summen zusammen. Zum Vergleich: Um 1900 kostete ein Kilo Schweinefleisch etwa 1,50 Mark, ein Liter Milch 20 Pfennig.

Doppelte Lederschwammpolsterung für angenehmes Tragen!
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Nachts tragen, morgens erfrischt und mit neuer Nase aufwachen.
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Eine gute Erfindung. Mit Präzisions-Regulator.
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Und dann kam Zello-Punkt, das Nachfolgemodell zu Modell 20. Ein wenig ansehnlicher, feingliedriger, weniger grobschlächtig. Und der Erfolg hielt unvermindert an.

Zello-Punkt. Mit hunderten notariell beglaubigten Erfolgsberichten.
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Kein Wunder, dass Professor Eck enthusiastisch über seine Erfindung schrieb: "Die Vorzüge, verbunden mit den nachweisbaren Erfolgen des Apparates, veranlassen mich, denselben dauernd zu verordnen."

Bei diesen Verkaufszahlen waren aber auch die Neider rasch zur Stelle, die den medizinischen Wunderapparat mehr als kritisch betrachteten. In ausschweifenden Inseraten setzte sich Hofrat von Eck zur Wehr.

"Glänzende Erfolge erwarben mir das Vertrauen höchster Herrschaften und Fürsten."
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In den 1920er-Jahren ebbte der Run auf Zello langsam ab. Die ästhetische Chirurgie nahm langsam den Platz von Zello und ähnlichen Nasenkorrektur-Maschinen ein. Vielleicht lag das Ende Zellos aber auch einfach in seiner Nutzlosigkeit.

Laut einem Artikel in der deutschen Fachzeitschrift für Hals-, Nasen- und Ohrenärzte aus dem Jahr 2006 darf nämlich trotz des überwältigenden Verkaufserfolgs durchaus bezweifelt werden, dass der Nasenformer den vertrauensseligen Trägerinnen und Trägern jemals den gewünschten kosmetischen Erfolg gebracht hat. "Nach eigenem Trageversuch konnten nur Schlafstörungen und Gesichtsverletzungen durch das scharfkantige Blech registriert werden", schreiben die Tester. (Kurt Tutschek, 22.3.2017)

Es ist nicht alles Gold, das glänzt
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Sie müssen nur ein wenig an den Schrauben dreh'n
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Hier muss die Nase rein - mutig in die neuen Zeiten
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Geliefert wird in einer geschmackvollen Schatulle
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