Wien – Die Wiener Theaterjury hat ihre Empfehlungen für Konzeptförderungen für die Jahre 2018 bis 2021 vorgestellt – und kommt unter anderem zu dem Schluss, dass man das System der Vierjahres-, Zweijahres- und Einjahresförderungen "überdenken sollte", wie es am Donnerstag bei der Präsentation des Gutachtens hieß. 25 Bühnen oder Gruppen erhalten eine Fördersumme von insgesamt 6,4 Millionen Euro.

Die größten Posten entfallen dabei auf das Werk X im Kabelwerk (1 Mio. Euro), das Rabenhof Theater (900.000 Euro) und das Theater Drachengasse (650.000 Euro). Die derzeitige Werk X-Dependence am Petersplatz sollte nach dem Willen der Jury als offenes Koproduktionshaus mit eigener Leitung und Verwaltung neu ausgeschrieben werden und dafür 550.000 Euro pro Jahr erhalten. 460.000 Euro jährlich gibt es für die Neue Oper Wien, 440.000 für den Nestroyhof.

Der Großteil der Initiativen wurde bereits in der vorigen Förderperiode bedacht, neu hinzugekommen sind das Aktionstheater Wien, die Performance-Gruppen nadaproductions und God's Entertainment sowie der Theaterverein Ansicht. Sechs der Einreichungen für Konzeptförderung (also eine vierjährige Periode) wurden in Absprache mit dem Kuratorium für Theater, Tanz und Performance für eine zweijährige Projektförderung empfohlen.

Überforderung mit Vorausplanung

Dies lag nicht zuletzt daran, dass das Urteil der Jury, der Genia Enzelberger, Doris Happl, Christina Kaindl-Hönig, Matthias Losek und Stephan Rabl angehörten, über die Einreichungen durchwachsen ausfiel. Zwar wurde die "überwiegend" hohe Qualität und Vielfalt gelobt, an den Einreichungen sei aber ein "häufiger Mangel an künstlerischer Perspektive, visionären Ideen" und Weiterentwicklung aufgefallen und stattdessen das Bestreben "nach Erhalten des Status Quo" – wie es im Gutachten heißt.

Gleichzeitig seien viele Antragsteller offenbar davon überfordert gewesen, eine Vorausplanung für vier Jahre einzureichen und hätten nur das erste Jahr konkret erläutert.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Jury das System der unterschiedlichen Förderperioden mit seinen verschiedenen Vergabegremien zu überdenken und die Förderlänge vor allem nicht als "chronologisch aufbauend" zu betrachten. "Vielmehr sollte man die zweijährige Förderung als gleichwertig mit der vierjährigen sehen", so Rabl, und auch die Einjahresförderung als einmalige Unterstützung für ein Großprojekt stärken. In der neuen Periode wurden 13 Projekte für Zweijahres- und fünf Projekte für Einjahresförderungen empfohlen.

Große Unklarheit

Weitere Empfehlungen betreffen Kooperations- und Koproduktionsbedingungen, bei denen große Unklarheit und Intransparenz herrsche, längere Spielserien und Wiederaufnahmen zur Bildung neuer Publikumsschichten, eine intensivere Zusammenarbeit innerhalb der Wiener Off-Bühnen und das am Petersplatz anvisierte offene Koproduktionshaus für Sprechtheater. Außerdem sollen Zwischenevaluationen durchgeführt werden.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) betonte, dass die Stadt mit der Vergabe von Vierjahres-Zusagen "ziemlich in die Vorlage" gehe, dieser Zeitraum sei selbst in längerfristigen Budgetplanungen nicht vorgesehen. "Wir vermitteln eine Sicherheit, die wir uns selbst erst erarbeiten müssen."

Grüne Wien-Kultursprecher Martin Margulies sieht darin ein Bekenntnis zum "Stellenwert der Kultur unter Rot-Grün". Das städtische Budget für den Off-Theaterbereich beträgt insgesamt 25 Millionen Euro, neben der Konzept- und Projektförderung, gehören dazu die Kommunalbühnen (8,5 Mio. Euro) und die Strukturförderung (7,5 Mio. Euro). (APA, 16.3.2017)