Boulogne-Billancourt – Beim französischen Autobauer Renault gibt es offenbar seit mehr als 25 Jahren Abgasmanipulationen. "Betrügerische Strategien" zur Senkung der Abgaswerte seien möglicherweise schon 1990 eingeführt worden, heißt es in einem am Mittwoch bekannt gewordenen Bericht der französischen Antibetrugsbehörde. In die Affäre verstrickt sei die gesamte Führungsriege bis zu Renault-Chef Carlos Ghosn. Der Autobauer wies die Vorwürfe entschieden zurück.

Die dem französischen Wirtschaftsministerium untergeordnete Behörde für Wettbewerb, Verbraucher und Betrugsbekämpfung verdächtigt Renault, eine Software entwickelt zu haben, um "die Ergebnisse von Abgastests zu fälschen". Der Bericht konzentriert sich zwar auf neuere Renault-Modelle, einige Praktiken seien aber schon 1990 eingeführt worden, heißt es unter Berufung auf einen ehemaligen Renault-Techniker.

Renault: "Haben nicht gegen Recht verstoßen"

Mit einer Technik hätten die Fahrzeuge erkannt, wann sie einem Abgastest unterzogen werden. Die Elektronik habe den Motor dann so gesteuert, dass der Schadstoffausstoß gesenkt wird. Dabei geht es um Dieselautos, aber auch um Benziner. Laut der Behörde ist "die gesamte Leitungskette" von Renault in den Fall verwickelt, auch Konzernchef Ghosn.

Renault-Vizechef Thierry Bolloré wies die Vorwürfe am Mittwochabend zurück. "Renault schummelt nicht", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Alle Fahrzeuge wurden gemäß den geltenden Regeln zugelassen." Zuvor hatte der Konzern erklärt, seine Autos seien "nicht mit Betrugssoftware ausgestattet". Renault habe nicht gegen europäisches oder französisches Recht verstoßen.

Auch Ermittlungen gegen Peugeot Citroën

Im Zuge des VW-Dieselskandals hatte eine Expertenkommission in Frankreich Abgastests an zahlreichen Autos vorgenommen. Bei vielen wurde eine deutliche Überschreitung der zulässigen Grenzwerte festgestellt, unter anderem bei Renault-Autos. Unter anderem auf Grundlage des Berichts der Antibetrugsbehörde hat die französische Justiz Ermittlungen aufgenommen, Mitte Jänner übernahmen Untersuchungsrichter den Fall.

Ins Visier der Justiz ist auch der Renault-Konkurrent PSA Peugeot Citroën geraten: Das Wirtschaftsministerium teilte Mitte Februar mit, dass die Antibetrugsbehörde das Ergebnis ihrer Untersuchung zu PSA ebenfalls der Justiz übergeben habe. (APA, AFP, 15.3.2016)