Straßburg – Als Konsequenz mehrerer Skandale wird die Lebensmittelkontrolle in der EU deutlich verschärft. Das Europaparlament verabschiedete am Mittwoch eine Verordnung, mit der in der gesamten Versorgungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher ein umfassendes und wirksames Kontrollsystem eingeführt werden soll.

Die Kontrollen betreffen neben Lebensmitteln auch Futtermittel, die Tierzucht, die Verwendung von Pestiziden, die ökologische Landwirtschaft sowie die geschützten Herkunftsbezeichnungen. Ziel ist es, die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln zu verbessern und Betrugsfälle wie den Pferdefleischskandal im Jahr 2013 zu bekämpfen. Die EU-Staaten werden zu regelmäßigen Kontrollen verpflichtet. Zudem soll es auch mehr unangemeldete Kontrollen geben.

Außerdem sollen Lebensmittelbetrügereien künftig mit härteren Geldstrafen geahndet werden. Strafen sollen vom Umsatz eines Unternehmens abhängen. Alternativ können sie den wirtschaftlichen Vorteil widerspiegeln, den ein Unternehmen von einem Regelverstoß hat.

Schutz für Whistleblower

Erstmals werde im EU-Lebensmittelrecht auch ein Schutz für "Whistleblower" verankert, erläuterte die Berichterstatterin, die österreichische Sozialdemokratin Karin Kadenbach. Informanten, die Missstände offenlegen, würden künftig vor Sanktionen geschützt. Verbraucher hätten das Recht zu wissen, was sie essen.

Die Verordnung zielt auch darauf ab, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Verstößen gegen das Lebensmittelrecht zu verbessern, etwa durch den Austausch von Informationen. Wie die verstärkten Kontrollen finanziert werden – durch Gebühren oder aus Steuereinnahmen – kann jeder EU-Staat für sich entscheiden.

Auf den Kompromiss, der mehrere Richtlinien und Verordnungen zu einem Paket bündelt, hatten sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten nach 18-monatigen Verhandlungen geeinigt. Mit der Zustimmung des Europaparlaments ist die Gesetzgebung nun abgeschlossen. Den EU-Staaten wird allerdings eine Übergangsfrist bis Mitte Dezember 2019 eingeräumt. Spätestens ab dann müssen sie die neuen Vorschriften vollständig einhalten.

Nach Angaben des Europaparlaments beschäftigt die Lebensmittelindustrie in der EU rund 48 Millionen Menschen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von gut 750 Milliarden Euro. (APA, 15.3.2017)