Die schwedische Staatsanwaltschaft hat erst vier Monate nach dem Verhör des Wikileaks-Mitbegründers Julian Assange in seinem Botschaftsexil in London die Übersetzung des Protokolls erhalten. Der "Großteil der Übersetzung" von Assanges Äußerungen sei nun eingegangen, erklärte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Noch immer warteten die Ermittler aber auf die Übersetzung von Äußerungen anderer Parteien. Diese sollten "in Kürze" geliefert werden.

Mehrere Vorwürfe verjährt

Die Affäre um den in die Botschaft von Ecuador in London geflüchteten Assange dauert seit vielen Jahren an. Er war Mitte November in der diplomatischen Vertretung zu Vergewaltigungsvorwürfen befragt worden, die eine Schwedin gegen ihn erhoben hatte. Die Anschuldigungen wies er umfänglich zurück. Weitere Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den Australier sind mittlerweile verjährt.

Geführt wurde das Verhör damals von einem ecuadorianischen Staatsanwalt, der die Fragen von einer ebenfalls anwesenden schwedischen Ermittlerin bekam. Es war das erste Mal, dass er zu der Klage befragt wurde. Assange äußerte sich auf Englisch, der ecuadorianische Staatsanwalt übersetzte das Protokoll ins Spanische.

Protokoll soll geprüft werden

Die schwedische Staatsanwaltschaft erklärte, das Protokoll nun eingehend zu prüfen und dann über die nächsten Ermittlungsschritte zu entscheiden. Assange lebt seit Juni 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London.

Dorthin war er geflohen, weil er eine Auslieferung an Schweden und letztlich an die USA fürchtet, deren Zorn er mit seinen Wikileaks-Enthüllungen auf sich gezogen hat. Assange betrachtet die Vorwürfe gegen ihn als politisch motiviert. (APA, 15.3.2017)