Stefan Fleischhacker und Elisabeth Wolfbauer als Ritter Heinrich und Göttin Venus

Foto: Christa Fuchs

Wien – Wenn man das L.E.O. betritt wirkt es ein wenig, als hätte Oma spontan ihr Wohnzimmer umfunktioniert – doch auf eine sehr charmante Weise. Zwischen Wandleuchten aus Kristallglas und Vintage-Radios isst man Schmalzbrot und trinkt Saft. Dann sieht man auf Klappstühlen zu, wie Hausherr Stefan Fleischhacker im lila schimmernden Kettenhemd den Ritter Heinrich aus Richard Wagners Tannhäuser gibt.

"Nieder mit ihm", schreit das Publikum. Denn im Letzten Erfreulichen Operntheater werden die Zuschauer von der Bühne aus zu Buhrufen animiert. Aber auch zum verzückten Seufzen, Hüftenkreisen und inbrünstigen Mitsingen. Denn: "Wir studieren jetzt gemeinsam den Tannhäuser ein", erklärt die Sopranistin Kerstin Grotrian, die mit Karteikarten charmant durch die Handlung führt und Szenen vorab erklärt, bevor der Vorhang hochgezogen wird. Die Zuschauer werden so kurzerhand zu Chor, Ballettensemble und Statisterie des Stücks.

Kurzweilig und bodenständig

Das Ensemble arbeitet eben so gut es geht mit dem, was es hat. Die Kostüme sind einfach aber effektiv, Kaori Asahara übernimmt am Klavier gleich das ganze Orchester und das Bühnenbild wird schlichtweg erzählt. Rauschende Ritterfeste oder blühende Sommerwiesen gibt es höchstens in der Fantasie des Zuschauers. Auch der kleine Zuschauerraum wird als Bühne genutzt, wenn Stefan Fleischhacker als Heinrich durch die Reihen kriecht oder Elisabeth Wolfbauer als Venus von der Wand hängt, was jedoch teilweise den Dezibel-Wert im Raum in fragliche Höhen treibt.

Vor allem mit Anette Fischer als Elisabeth fühlt man mit, wenn sie stimmgewaltig die Bühne einnimmt. Auch wenn man Elisabeth und Heinrich die Leidenschaft füreinander nicht ganz abnimmt, ist Tannhäuser im L.E.O. leicht verdauliche Kost und trotz des ernsten Stoffs durchaus amüsant. Auch Wagner-Neulinge verstehen, was der Sängerkrieg ist, wenn Grotrian ihn mit Deutschland sucht den Superstar vergleicht. Kurzweiliger und bodenständiger könnte man eine Wagner Oper wohl kaum inszenieren. (Eva Walisch, 15.3.2017)