Rom – Das Mädchen, um das es in dem Gerichtsentscheid geht und das von den Medien Viola genannt wird, ist inzwischen sieben Jahre alt. Das Kind lebt bei Pflegeeltern. Bei der Geburt waren die Mutter Gabriella C. 56 und Vater Luigi D. 68 Jahre alt. Sie hatten geheiratet, als Gabriella C. 36 Jahre alt war. Der Kinderwunsch blieb unerfüllt. Weil alles nichts nützte, stellten die beiden 1999 und 2003 das Gesuch für eine Adoption. Doch dafür waren sie in den Augen der Behörden inzwischen bereits zu alt. So ging das Paar im Jahr 2009 schließlich in eine ausländische Klinik, um eine künstliche Befruchtung vornehmen zu lassen. Im April 2010 kam Viola zur Welt.

Zwei Monate nach Violas Geburt zeigte ein Nachbar die Eltern an, weil der Vater das Kind unbeaufsichtigt im Auto "vergessen" habe. Das Jugendgericht entschied in der Folge, dass den Eltern das Kind wegen "schwerer Vernachlässigung" entzogen werde. Der wahre Grund schien aber ein anderer gewesen zu sein: Der Mutter warfen die Richter vor, eine "narzisstische Persönlichkeit" zu sein und die Möglichkeiten der modernen Medizin "missbraucht" zu haben. Das Paar habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass die künstlich gezeugte Tochter bereits in jungen Jahren in die Lage geraten könnte, ihre alten Eltern pflegen zu müssen – in einem Alter, in dem sich normalerweise die Eltern um ihre Kinder kümmern und nicht umgekehrt.

Keine Hoffnung für Eltern

Seit sieben Jahren kämpfen die leiblichen Eltern, inzwischen 63- beziehungsweise 75-jährig, nun vor Gericht, um das Sorgerecht zurückzuerlangen. Vor einem Gericht konnte Luigi D. widerlegen, dass er seine Tochter im Auto vergessen habe: Er konnte glaubhaft darlegen, dass er Viola höchstens acht Minuten im Auto gelassen habe, um die Einkäufe in die Wohnung zu tragen.

Nach dem Freispruch vom Vorwurf der Vernachlässigung ordnete das höchste Gericht des Landes, der Kassationshof in Rom, die Wiederaufnahme des Sorgerechtsverfahrens an. Doch das zuständige Gericht urteilte diese Woche, dass Viola nun schon zu lange bei ihren Pflegeeltern lebe und dass das Kind, wenn es aus seinem jetzigen Umfeld herausgerissen würde, traumatisiert werden könnte. (straub, 14.3.2017)