Parkas und Anzüge bringen Fillon diesmal in Bedrängnis.

Foto: AFP / Gabriel Bouys

Der bisherige Spitzenreiter François Fillon, den seine Republikaner-Partei bereits fest im Élysée-Palast glaubte, hat am Mittwoch einen Termin bei drei Untersuchungsrichtern. Sie könnten gegen ihn ein offizielles Strafverfahren wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder eröffnen, da Fillon seine Frau Penelope jahrelang fürstlich als parlamentarische Assistentin entlohnte, ohne dass sie diese Arbeit belegen konnte.

Um von seiner Affäre abzulenken, präsentierte Fillon am Montag in einem groß inszenierten Auftritt sein Wirtschaftsprogramm, obwohl dessen Kerninhalt längst bekannt ist. Das Rentenalter soll von 62 auf 65 Jahre steigen, die 35-Stunden-Woche gestrichen und die Arbeitslosenentschädigung gedeckelt werden.

Die radikalen Vorschläge wären eine Zeitenwende für Frankreich. Bloß: Die Schlagzeilen der französischen Medien galten am Montag einem anderen Umstand. Der Kandidat, der dem Land den Gürtel enger schnallen will, soll in den vergangenen fünf Jahren auf eher obskure Weise zu Luxuskleidern im Wert von 48.500 Euro gekommen sein. "Ein Freund" habe ihm im Februar zwei Anzüge der Pariser Nobelschneider Arnys für 13.000 Euro bezahlt, berichtete das Sonntagsblatt Le Journal du Dimanche. Der Scheck kam offenbar von der Bank Monte dei Paschi di Siena, wo laut Pariser Medien viel russisches Geld fließt – und Fillon gilt als Freund Russlands. Weitere Ausgaben für Blazer, Maßhosen und Parkas im Umfang von 35.500 Euro soll er größtenteils in bar geregelt haben.

Le-Pen-Attacke

Fillon bezeichnete die Ausgaben am Montag als Privatsache und meinte: "Ein Freund hat mir Anzüge geschenkt – na und?" Einmal mehr werde er auf alle Arten attackiert, weil er Frankreich ein radikales Reformprogramm verpassen wolle. Vergangene Woche hatte Le Canard Enchaîné berichtet, Fillon habe einen Kredit über 50.000 Euro, den er von einem reichen Geschäftsfreund erhalten habe, den Steuerbehörden nicht deklariert. Auch wenn die neuesten Angaben zu seinem Finanzgebaren ohne Rechtsfolgen bleiben dürften, sind sie für den Betroffenen wahlpolitisch verheerend – und für Marine Le Pen ein gefundenes Fressen. Die Rechtspopulistin fragte am Montag, ob jemand für den höchsten Posten im Staat charakterlich geeignet sei, wenn er "das Geld so liebt".

In den Umfragen verliert Fillon zunehmend an Boden. Mit noch 19 Prozent Sympathiestimmen liegt er immer klarer hinter Le Pen und Emmanuel Macron, denen rund 25 Prozent gutgeschrieben werden. Die Pariser Presse fragt, ob Le Pen bald nur noch ein Konkurrent verbleibe. Was, wenn der unerfahrene Wahlkämpfer Macron in den nächsten sechs Wochen auch noch straucheln sollte? In dem Fall würde ein Wahlsieg Le Pens durchaus möglich.

Der einflussreiche Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, hatte vor einer Woche als Erster gewarnt: "Fillon kann nicht mehr gewinnen." Seither hat der Kandidat aber wieder die Kontrolle über die Partei erlangt. In der Verzweiflung sammeln aber Republikaner in aller Diskretion Unterschriften für Fillons gemäßigten Parteifreund Alain Juppé – obwohl dieser jede Idee einer Ersatzkandidatur von sich gewiesen hat. Bis Freitag müssen die Präsidentschaftskandidaten 500 Patenstimmen gewählter Politiker beibringen. Ohne Kandidat zu sein, kommt Juppé erstaunlicherweise schon auf fast schon 300 Unterschriften. (Stefan Brändle, 13.3.2017)