Wien – Das Nachrichtenmagazin "profil" schreibt in seiner aktuellen Ausgabe über neue mögliche Verstrickungen zwischen ORF und der Causa Eurofighter. Mitte vergangener Woche berichtete das "profil" über einen Lobbyisten, der im Jänner 2003 ein "Honorar laut Vereinbarung" in der Höhe von einer Million Euro für die "Werbliche Betreuung Eurofighter Kampagne f. d. österr. Bundesheer" an EADS in Rechnung gestellt habe. Konkret werden darin "Öffentlichkeitsarbeit mit dem ORF – Gespräche und Veranstaltungen mit den Redakteuren und Sendungsgestaltern zwecks Produktion und Sendung von Reportagen über EADS, Eurofighter und Offset (Anm. Gegengeschäfte), Ausstrahlung in Sendungen wie z.B. Zeit im Bild, Report, Euro, Am Schauplatz, Modern Times, Thema, etc." angeführt.

Computerausdruck des ORF als Leistungsnachweis

Der Lobbyist – laut aktuellem "profil" handelt es sich um Erhard S. – soll zwischen Februar 2002 und November 2004 mindestens 20 Mal mit ORF-Vertretern zusammengetroffen sein. Im Februar 2009 habe Erhard S. außerdem noch einen Nachtrag zu seiner Rechnung über die eine Million Euro an EADS geschickt. "Ergänzend zu unserer Rechnung übersenden wir Ihnen als Leistungsnachweis einen Computerausdruck des ORF, in dem alle projektbezogenen Sendungen bis einschließlich 4. Februar 2003 dokumentiert sind", zitiert "profil" daraus. S. hielt darin laut "profil" fest, dass "im Hinblick auf das von uns forcierte Produkt (Anm: der Eurofighter) kein einziger negativer Kommentar ausgestrahlt wurde."

Strategiepapier und Produktionszuschüsse

Das "profil" berichtete schon zuvor über ORF/EADS-Verstrickungen. Demnach habe 2002 ein leitender ORF-Mitarbeiter Lobbying-Tätigkeiten für den Eurofighter-Konzern EADS durchgeführt. Und ab 2003 habe es Pläne im ORF gegeben, die Berichterstattung des Öffentlich-Rechtlichen für eine Stimmungsmache pro Eurofighter über Produktionszuschüsse für die Vorabendsendung "Willkommen Österreich" zu instrumentalisieren.

Involviert in dieses "Strategiepapier" war laut "profil" der frühere, 2015 verstorbene FPÖ-Funktionär Kurt Lukasek, der gegenüber EADS empfohlen habe, dass "die Berichterstattung magazinartig erfolgen" müsse, "am Besten regelmäßig in 'Willkommen Österreich'', wobei die Palette vom Bericht einer Kontrolle bei Nato-Überflügen bis hin zum Wetterüberflug über Österreich oder reinen Abfangübungen reichen muss ...". Die Berichte müssten sich vor allem an "Frauen und Pensionisten" richten, die der Beschaffung besonders kritisch gegenüber stünden.

Warbetz will prüfen

Wie berichtet will ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz eine angebliche Involvierung von ORF-Mitarbeitern in die Causa Eurofighter vor 15 Jahren genau überprüfen. Er hat die Revision beauftragt, eine "vertiefende Prüfung durchzuführen". (red, 12.3.2017)