Am 22. Dezember kam der erste Güterzug mit Müll aus Rom in Dürnrohr an.

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Wien – Nach dem Import von 659.000 Tonnen genehmigungspflichtigen Mülls nach Österreich im Jahr 2015 sei die Menge 2016 auf 749 Millionen Tonnen gestiegen, gab das Umweltministerium in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage am Mittwoch bekannt. Der mehr als tausendprozentige Anstieg mutete wie ein Kommafehler an, und ein solcher war er auch: Das Ministerium korrigierte seine Angaben um drei Kommastellen nach unten. 749.000 Tonnen Abfall wurden nach vorläufigem Stand 2016 eingeführt, noch immer ein Anstieg von 13,7 Prozent.

Die grüne Abgeordnete Christiane Brunner hatte die Anfrage auch als Reaktion auf die ersten Mülllieferungen aus Rom eingebracht. Wie berichtet hatte das Umweltministerium Ende vergangenen Novembers die Übernahme von bis zu 70.000 Tonnen Hausmüll aus der notorisch überlasteten italienischen Hauptstadt abgesegnet. Am 22. Dezember kam der erste Güterzug mit 62 Containern in der thermischen Abfallbehandlungsanlage im niederösterreichischen Dürnrohr an.

750 Tonnen Unrat fasst ein derartiger Transport; gemessen am Gesamtimport 2016 machte diese erste Lieferung also nur einen Bruchteil aus. Der Anstieg ist vielmehr auf eine generelle Tendenz zur Verfrachtung von Müll zurückzuführen.

Altöle, Schlämme, Arzneimittelreste

400 "Genehmigungen zur Verbringung von Abfällen nach Österreich" wurden laut Ministerium im Vorjahr erteilt, davon 94 für die Einfuhr aus Italien. Darunter befinden sich Erlässe für den Import von Altölen, Galvanikschlämmen oder Arzneimittelresten. Beim römischen Müll, sagt Stefan Zach, Sprecher des Dürnrohr-Betreibers EVN, handle es sich jedoch um reinen Siedlungsabfall, der sich ähnlich wie sein österreichisches Pendant zusammensetze und dessen Verbrennung die Umwelt nicht stärker belaste.

Derzeit treffen wöchentlich ein bis zwei Züge aus Rom ein, beim Maximalziel von 70.000 Tonnen bis Jahresende liege man im Plan. Laut italienischen Medien zahlt Rom pro exportierte Tonne 139,81 Euro, jeder Zug bringe also gut 100.000 Euro. Wird heuer wider Erwarten mehr heimischer Müll produziert, dann werde dieser aber priorisiert.

Brunner bekräftigte, dass Abfall nach EU-Vorgabe generell nur in der Nähe verwertet werden solle, der Fall Rom könne unter "Nachbarschaftshilfe" verbucht werden. Werde das aber zum Normalzustand, dann bestehe die Gefahr, dass damit der Bau neuer Verbrennungsanlagen argumentiert wird. Österreich solle eher Know-how in der Abfallbeseitigung exportieren, anstatt Müll zu importieren. (Michael Matzenberger, 10.3.2017)