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US-Präsident Donald Trump kritisiert Wikileaks für die Veröffentlichungen rund um die Abhörmethoden der CIA. Vor einigen Monaten sprach er noch in höchsten Tönen von der Aufdeckerplattform.

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Mit Hochdruck sucht die US-Regierung derzeit nach der undichten Stelle, um die CIA künftig besser gegen Informationslecks zu schützen.

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Es ist erst ein paar Monate her, da konnte Donald Trump die Enthüllungsplattform Julian Assanges gar nicht laut genug loben. "Wikileaks. Ich liebe Wikileaks!", verkündete er auf Wahlkundgebungen, nachdem Hacker das E-Mail-Konto John Podestas, des Kampagnenstrategen Hillary Clintons, geknackt hatten und er hoffte, davon zu profitieren. Jetzt, da der Milliardär im Weißen Haus residiert, ist von Begeisterung nichts mehr zu spüren.

Dass Wikileaks Dokumente über elektronische Spionagemethoden der CIA ins Netz gestellt hat, sei etwas, worüber "jeder in diesem Land empört sein sollte", ließ der US-Präsident seinen Sprecher Sean Spicer erklären. Brisante Details über Cyberangriffe auf Smartphones und selbst Fernsehgeräte: Es sei die Art von Veröffentlichung, "die unser Land, unsere Sicherheit und unser Wohlergehen untergräbt", wetterte Spicer. Private E-Mails von Politikern ins Netz zu stellen, schob er mit Blick auf die Causa Podesta hinterher, lasse sich in keiner Weise vergleichen mit einem solchen Geheimnisverrat.

Bizarre Wendung

Die Wende Trumps vom Wikileaks-Fan zum Wikileaks-Gegner war absehbar, und doch hat sie etwas Bizarres. Noch vor Wochen sah es so aus, als wolle der populistische Rebell regelrecht Krieg gegen die Schlapphüte führen, die ihm nun unterstehen. Als die amerikanischen Geheimdienste zu dem Schluss kamen, Hacker im Auftrag des Kreml hätten die Wahl im November manipuliert, um Clinton zu schaden, sprach ihnen der Wahlsieger de facto jegliche Kompetenz ab. Nun lässt das Oval Office wissen, dass man mit Hochdruck nach der undichten Stelle im geheimen Apparat suche, um die CIA künftig besser gegen Informationslecks zu schützen.

Die Suche nach dem Maulwurf, sie scheint sich auf Subunternehmen des Spionagediensts zu konzentrieren. Detektive des FBI, so berichten es "New York Times" und "Wall Street Journal" unter Berufung auf Regierungsquellen, gehen davon aus, dass es ein Insider war, der Wikileaks mehr als 8.000 Dokumente zuspielte – kein im Auftrag einer fremden Macht handelnder Hacker. Falls es sich bewahrheitet, ist es für die CIA umso peinlicher, da sie erst vor zwei Jahren straffere Organisationsstrukturen geschaffen hatte, um genau das zu verhindern.

Resignierte Töne

Unter John Brennan, dem Vorgänger des von Trump berufenen Direktors Mike Pompeo, wurde eine euphemistisch betitelte Abteilung für digitale Innovation gegründet, um die Computer-Expertise zu bündeln und sie direkt dem CIA-Chef zu unterstellen. Offenbar ohne die gewünschte Wirkung, wie Leon Panetta, ein Vorgänger Brennans, in einem Interview mit dem Fernsehsender PBS einräumte. "In der heutigen Welt musst du offenbar jederzeit damit rechnen, dass sich jemand dieser Informationen bemächtigt und diese dann öffentlich werden", sagte Panetta am Mittwochabend in einem Ton, der fast schon so etwas wie Resignation erkennen ließ.

Der Fall beschwört Erinnerungen herauf an Bradley (heute Chelsea) Manning und Edward Snowden. Der Computeranalyst Manning, mit der US-Armee im Einsatz im Irak, leitete 2010 eine enorme Sammlung an Datensätzen an Wikileaks weiter, darunter vertrauliche Depeschen aus amerikanischen Botschaften in aller Welt. Snowden enthüllte drei Jahre später, zu welchem Datenkraken sich die NSA ausgewachsen hatte. Ähnlich wie die vorläufig noch unbekannte Quelle, nach der die Regierung Trump fieberhaft suchen lässt, war er bei einer eng mit dem Abhörgeheimdienst verbandelten Privatfirma beschäftigt, bei Booz Allen Hamilton. Deren Werbespruch: "Wir sind der Aufgabe gewachsen." (Frank Herrmann aus Washington, 10.3.2017)