Wien – In Österreich erkranken etwa 5.200 Menschen pro Jahr an Brustkrebs. Die positive Nachricht: Immer mehr Betroffene überleben ihre Erkrankung, wie Onkologen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien am AKH betonen. Konkret sprechen die Experten von einem Rückgang der Sterblichkeit in Folge einer Brustkrebserkrankung in den vergangenen 30 Jahren um ein Drittel. Diese Entwicklung sei maßgeblich auf die verbesserte Früherkennung und interdisziplinären Therapiekonzepte und molekularbiologische Ansätze zurückzuführen, heißt es weiter.

Der interdisziplinäre Therapiezugang wird auch im Zentrum der 15. Sankt Gallen Brustkrebskonferenz stehen, die von 15. bis 18. März 2017 im Austria Center Vienna stattfindet. "Wir sind sehr stolz, dass wir den Kongress vor zwei Jahren nach Wien holen konnten. Dass es uns gelungen ist zeigt, dass unsere Expertise auch international anerkannt ist", sagt Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und Vorsitzender der Konferenz.

Gefahr der Übertherapie ansprechen

Was sich trotz fachübergreifenden Therapiezugangs nicht geändert hat ist, dass die Chirurgie in der Brustkrebsbehandlung nach wie vor eine zentrale Rolle spielt: In 96 Prozent der Fälle ist eine Operation Teil des interdisziplinären Gesamttherapieplans. "Darüber hinaus ist aber die Lebensqualität unserer Patientinnen ebenso von großer Bedeutung. Daher setzen sich die Brustkrebsspezialisten des CCC auch mit der Frage der Übertherapie wissenschaftlich auseinander", so die Experten. Der Begriff "Übertherapie" bezeichnet eine Behandlung, von der die individuelle Patientin nicht profitiert, die aber wegen der Nebenwirkungen ihre Lebensqualität beeinträchtigt.

Bei 30 Prozent aller Brustkrebspatientinnen wird ein sogenanntes "Duktales Karzinom in situ" (DCIS) diagnostiziert. Dabei handelt es sich um einen Tumor, der noch auf die Milchgänge beschränkt ist und sich operativ gut entfernen lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor wiederkehrt, liegt bei zehn bis 30 Prozent. "Dennoch erhalten alle Betroffenen nach der Operation weitere Strahlen- bzw. Antihormontherapien, die möglicherweise nicht für alle einen Vorteil bringen" heißt es vonseiten des CCC.

"Übertherapie bringt für die Betroffenen oft massive Nebenwirkungen ohne therapeutischen Nutzen. Wir hinterfragen am Kongress daher gemeinsam mit internationalen Experten, wie die optimale Therapie von DCIS gestaltet sein muss. Ziel ist langfristig, DCIS-Fälle genauer in biologische Subtypen zu unterteilen, um diejenigen besser herausfiltern zu können, die nach der Operation keine weitere Therapie mehr benötigen", sagt Florian Fitzal, onkologischer Chirurg am AKH Wien. (red, 9.3.2017)