Die Arbeit nieder, die Füße hoch: Die Initiative "Frauen wollen mehr" rief zum Streik auf.

Foto: standard / maria von usslar
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Wien – Dass der Weltfrauentag keine Gelegenheit für Glückwünsche und Blumengeschenke ist, daran erinnerte am Mittwoch die Initiative "Frauen wollen mehr" – und rief zum Streik auf. "Egal ob wir angestellt oder selbständig sind, ob wir Hausarbeit erledigen müssen oder Kinder betreuen – am Internationalen Frauentag machen wir das alles: einfach nicht", heißt es im Streikaufruf auf Facebook.

"Streik wird Land nicht lahmlegen"

Dort unterstützten knapp 600 Nutzer die Aktion. Mitinitiatorin Mahsa Ghafari legte vor der Brunnenpassage mit Mitarbeiterinnen die Füße hoch, bevor es am Abend zur Demo mit anderen Fraueninitiativen vor das Parlament ging. Besonders mit Alleinerzieherinnen protestierten sie dort gegen Gender Pay Gap und Armutsgefährdung von Frauen.

Allerdings waren sich die Initiatorinnen im Klaren, dass ihr Aufruf noch nicht das Land lahmlegen wird. Eine Krux für alleinerziehende Mütter – sie können gar nicht streiken und so sahen sie den Streikaufruf als ein Symbol und nahmen ihre Kinder zum Protest mit vor das Parlament.

Vor der Brunnenpassage legten Frauen die Füße hoch und ihre Arbeit nieder.
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Gerade um den Streik trotzdem sichtbar zu machen, riefen die Initiatorinnen die Frauen dazu auf, sich in schwarz zu kleiden und ihren Streik auch in den sozialen Medien zu verbreiten. Unter den Hashtags #globalwomensstrike #frauenstreikösterreich und #womensstrikeaustria findet man Bildzeugnisse der streikenden Frauen etwa auf Instagram oder Facebook.

Die SPÖ-Jugendorganisationen Sozialistische Jugend (SJ), Aktion kritischer Schüler_innen (aks) und Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ) unterstützen den Streik: Der Frauentag erinnere daran, "dass gleiche Rechte und Chancen immer noch erkämpft werden müssen".

Die Jungen Grünen (JG) forderten anlässlich des Frauentags kostenlose Verhütungsmittel. "Wir wollen selbstbestimmt und gleichberechtigt leben können. Dazu gehört auch, selbst über unsere Sexualität und Verhütung zu bestimmen", sagt JG-Bundessprecherin Flora Petrik.

Vorbild öffentlicher Dienst

Für Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) dient der öffentliche Dienst als Vorbild in Sachen Gleichberechtigung: Mit 35,2 Prozent sei im öffentlichen Dienst ein Höchststand bei Frauen in Führungspositionen erreicht worden. Das sei das Ergebnis von gezielten Maßnahmen, um den Zugang von Frauen zu "Führungspositionen zu fördern, Einkommensunterschiede zu verringern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern", sagt Duzdar.

Angesichts dessen, dass "wichtige Entscheidungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik immer noch überwiegend von Männern getroffen werden", habe man aber noch viel zu tun.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist "froh, dass es in meiner Generation einen breiten Konsens über die Gleichberechtigung gibt". Das sei das Ergebnis eines "langen und zähen Kampfes vieler Frauen". Der Grundsatz sei "nicht verhandelbar, er ist von allen, die sich in Österreich und Europa aufhalten wollen, uneingeschränkt zu respektieren" .

Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderung

Die Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderung prangert Helene Jarmer, Behindertensprecherin der Grünen an: "Seit Jahren gibt es in diesem Bereich keine merkbaren Verbesserungen." Im Vergleich zu behinderten Männern hätten behinderte Frauen nach wie vor seltener eine Berufsausbildung. Auch Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen müsste stärker öffentlich diskutiert werden, fordert Jarmer.

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Eine umstrittene Aktion zum Weltfrauentag des Vorjahres wiederholte das Team Stronach vor dem Parlament: 1500 Dosen Pfefferspray verteilten Parteichef Robert Lugar und Frauensprecherin Martina Schenk. Für Jelena Gučanin von "Frauen wollen mehr" gehört sich so eine Aktion ähnlich wie Blumen- oder Pralinengeschenke an diesem Tag nicht: "Der Frauentag beweist jedes Jahr aufs Neue, welche Scheinheiligkeit existiert. Die Probleme werden nicht an der Wurzel gepackt."

Der Trump-Effekt

Für das Jahr 2017 erhoffen sich die Demonstrantinnen eine Solidaritätswelle mit und unter Frauen durch die Rückschläge, die Frauen besonders in Ländern mit erstarkender politischer Rechte, wie Polen und den USA zu spüren bekämen. (mvu, sefe, 8.3.30217)