St. Andrews / Wien – Erstmals beschrieben wurde der True-Wal (Mesoplodon mirus) bereits 1913 – und dann auch gleich nach seinem Entdecker Frederick W. True benannt. Doch seitdem haben Meeresbiologen über diese vielleicht rätselhafteste Walart nur relativ wenig in Erfahrung bringen können.
Entsprechend lakonisch fällt auch der englische Wikipedia-Eintrag zum True-Wal (Stand: 7. März, 15 Uhr) und das Kapitel "Verhalten" aus: "Sie wurden in kleinen Gruppen gesichtet, und man nimmt an, dass sie Kalmare fressen. Sonst weiß man wenig."
Verendete Tiere als bisherige Quellen
Das Wenige, das man über die Tiere weiß, die bis zu fünf Meter lang werden können und zur Gattung der Zweizahnwale innerhalb der Familie der Schnabelwale gehören, geht vor allem auf die Untersuchung gestrandeter Tiere zurück; ein solcher Art verendetes Tier war auch die Grundlage für die Erstbeschreibung.
Sichtungen von lebenden Artvertretern kamen bisher aber nur sehr selten vor, da die Tiere extrem lange und tief tauchen, was Beobachtungen nicht eben erleichtert. Zudem war bei vielen Sichtungen ungewiss, ob es sich auch tatsächlich um einen True-Wal handelte.
Sieben neue Beobachtungen
Nun freilich berichten Meeresbiologen um Natacha Aguilar de Soto (Uni St. Andrews) im frei zugänglichen Fachblatt "PeerJ" über insgesamt sieben Beobachtungen lebender und toter Tiere im Bereich der Azoren und der Kanarischen Inseln, dem vermutlich südlichsten Punkt ihres Verbreitungsgebietes im Atlantik.
Aufgrund dieser Film- und Fotoaufnahmen entdeckten die Forscher nun erstmals ein Farbmuster am Kopf der Tiere. Ein Foto zeigt erstmals ein Kalb, ein Video zudem ein Trio halbwüchsiger oder adulter Tiere, die gemeinsam tauchten. Die Tauchgänge dauern übrigens bis zu zwei Stunden und erreichen Tiefen von 3000 Metern.
Weiter viele offene Fragen
Etliche Fragen blieben freilich offen: etwa die über die Zahl der lebenden Exemplare. Oder ob und wie die Population im Nordatlantik mit der zweiten im Südpazifik verwandt ist. (tasch, 7.3.2017)