Michael Krammer bei der Pressekonferenz.

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Man sieht es an den Kampftarifen, die in den vergangenen Wochen an den Start gebracht wurden: Der Wettbewerb unter den heimischen Mobilfunkern wird intensiver. Die Preisschlacht hat der Diskonter Hot angezettelt, der seit mehr als zwei Jahren den Markt aufmischt und so bisher "knapp 700.000 aktive Kunden" gewinnen konnten, wie Firmenchef Michael Krammer am Dienstag bei einer Pressekonferenz sagte.

Und Hot wächst weiter. Dafür soll auch ein neues Tarifangebot sorgen: Kunden bekommen nun um 9,90 Euro 4 GB LTE-Daten (bis zu 50 Mbit/s) sowie 1.000 Minuten oder SMS pro 30 Tage. Der Tarif gilt auch für Bestandskunden. Zusätzlich kann man seine Rufnummer kostenlos zu Hot mitnehmen. Mittelfristig strebt er eine Million Kunden an.

Unbehagen wegen Roamingkosten

Unbehagen bereitet Krammer allerdings die neue EU-Roamingverordnung, die ab Juni gelten soll. Diese benachteilige kleine Anbieter, da diese Datenpakete im Ausland teuer einkaufen müssen, während bei international agierenden Mobilfunkern die Kosten im Unternehmen bleiben. So kostet ein GB Daten 7,70 Euro im Ausland, während es im Inland mit rund 1,70 Euro zu Buche schlägt. Zwar sinkt der Auslandspreis jährlich um 20 Prozent, aber die Ausgaben schmerzen den Diskonter. Der Hot-Chef rechnet damit, dass mit der Regelung Kosten von sieben bis 25 Euro pro Jahr und Kunde anfallen.

Bestehende Tarife sollen nicht verteuert werden

Wie damit umgegangen wird, steht noch nicht fest. Möglich wäre, dass Hot eine Ausnahmeregelung nutzt und weiterhin Roaminggebühren verlangt. Bestehende Tarife sollen nicht verteuert werden. Am liebsten wäre Krammer, wenn die Einkaufspreise für die Datennutzung im Ausland jenen im Inland angepasst werden. Vorerst will er die endgültige Version des EU-Roamingverordnung abwarten.

Die Einkaufspreise für Daten.
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Expansion und eigenes Callcenter

Dieses Jahr hat Krammer noch viel vor. Im ersten Halbjahr startet er einen Mobilfunker in Slowenien, zusätzlich baut Ventocom, die Mutterfirma hinter Hot, ein eigenes Callcenter auf. "Wir schaffen so 25 bis 30 neue Arbeitsplätze", sagte Krammer.

In Österreich ist er nach wie vor mit der Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteldiskonter Hofer sehr zufrieden, wobei die Bedeutung des stationären Verkaufs abnehme. Mittlerweile würden 60 Prozent aller Aufladungen über das Internet erfolgen.

Gefragt nach der schleppenden Umsetzung der Breitbandmilliarde – von der Leerrohrungsföderung der ersten Tranche in Höhe von 101 Millionen Euro wurden von den Gemeinden nur 39 Millionen abgerufen –, ist Krammers Urteil vernichtend: "Leere Rohre machen noch kein Breitband." Und in Richtung Marktführer A1 meinte Krammer: "Das ist ein Unterstützungsprogramm für den Ex-Monopolisten, um das dahinsiechende Festnetz zu beleben." Sein Fazit: "Ein totes Pferd mit einem neuen Sattel." (Markus Sulzbacher, 7.3.2017)