Der weibliche Körper als Lebensaufgabe: Al Hansen in seinem Kölner Studio im Jahr 1993. Im Hintergrund kann man einige Arbeiten erkennen, die nun auch im Naturhistorischen Museum zu sehen sind.

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Ein Beispiel von vielen: "Kabuki Venus" aus dem Jahr 1983.

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Wien – Fluxus-Künstler Al Hansen war von der Venus von Willendorf geradezu besessen – fertigte der 1995 verstorbene US-Amerikaner doch im Laufe seines Lebens Tausende Abbildungen, denen die im Wiener Naturhistorischen Museum (NHM) ausgestellte altsteinzeitliche Figurine als Vorbild diente. Eine Auswahl aus dieser Fülle zeigt das NHM nun unter dem stimmigen Titel "Venus, Venus, Venus".

Gleich in der Nähe befindet sich die kleine, aber wirkmächtige Inspirationsgeberin, die 1908 bei Ausgrabungen in Willendorf in der Wachau gefunden wurde und etwa 29.500 Jahre alt ist. Die elf Zentimeter hohe Figurine aus Kalkstein zählt zu den bedeutendsten und bekanntesten archäologischen Funden der Welt.

Oft kopiert, nie erreicht: die originale Venus von Willendorf.
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Im Eiszeitgang, der zur Venus führt, sind nun die Werke Hansens in Schaukästen ausgestellt. Eine grundsätzliche, archaische Vorbildfigur hat der gebürtige New Yorker, der später nach Köln übersiedelte, dabei in unzähligen Materialversionen variiert. Und so hängen kopflose, wuchtige Darstellungen weiblicher Körper als ausgerissene Collagen aus Silberpapier oder Filmstreifen, aus Zigarettenstummeln oder Streichhölzern zwischen prähistorischen Exponaten.

Dass Hansen seine teils skulpturalen, teils zweidimensionalen Arbeiten als Referenz an das ewig Weibliche begriffen hat, zeigen nicht zuletzt die einzelnen Titel wie "She", "Her", "Clit" oder "Hers". Für die NHM-Schau hat man sich an den Sammlungen des Museums Moderner Kunst, der Galerie Christine König und der französischen LMV Collection bedient. (APA, red, 7. 3. 2017)