Genau drei Jahre ist es nun her, dass sich eines der größten Rätsel der Fluggeschichte ereignete und Flug MH370 auf dem Weg von Malaysia nach China mitten in der Nacht plötzlich von den Radarschirmen verschwand. Immer noch weiß man nicht, was mit der Boeing 777 der Fluglinie Malaysia Airlines und den 239 Menschen an Bord geschah. Die wichtigsten Fragen – und einige Antwortversuche:

Was genau ist damals passiert?

Die Boeing 777 war auf einem Linienflug von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur in die chinesische Hauptstadt Peking. Am 8. März 2014 um 1.21 Uhr verschwand sie von den Radarschirmen, ohne dass es dafür bisher eine Erklärung gibt. Die letzten Worte aus dem Cockpit: "Good night, Malaysian Three Seven Zero." Sieben Stunden lang empfing ein Satellit dann noch sogenannte Ping-Signale von der Maschine. Etwa so lange dauert es, bis der Tank leer gewesen wäre.

Grafik: APA

Wo hat man zuletzt gesucht?

In einem riesigen Gebiet im Indischen Ozean, etwa 120.000 Quadratkilometer groß. Mitte Jänner 2017 stellten Australien, Malaysia und China – die drei Länder, die zuletzt noch daran beteiligt waren – die Suche offiziell ein. Kosten insgesamt: fast 150 Millionen US-Dollar (etwa 142 Millionen Euro).

CNN-Report kurz nach dem Verschwinden von Flug MH370.
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Wieso und wann wurde die Suche beendet?

"Trotz aller Anstrengungen mithilfe der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse, trotz Spitzentechnologie, trotz des Rats hochspezialisierter Profis – der besten auf ihrem Gebiet – hat es die Suche leider nicht ermöglicht, das Flugzeug zu lokalisieren", heißt es in einer 13 Sätze langen gemeinsamen Erklärung der Verkehrsminister aus Australien, China und Malaysia am 17. Jänner 2017. Die drei beteiligten Regierungen halten die Suche für aussichtslos und wollen daher nicht noch mehr Geld ausgeben. Wiederaufgenommen werden soll die Suche nur, wenn es konkrete Hinweise gibt, wo der Rumpf der Maschine liegen könnte – was bislang nicht der Fall ist.

Australische Marineeinheiten im südlichen Indischen Ozean. Für die Suchaktion wurden etwa 150 Millionen US-Dollar aufgewendet.
Foto: APA/AFP/AUSTRALIAN DEFENCE/ABIS

Was hat man bisher gefunden?

Kaum etwas – und nichts davon in diesem Gebiet im Indischen Ozean. Insgesamt 27 Wrackteile, die vermutlich von der Unglücksmaschine stammen, wurden weit entfernt an die Küste Afrikas geschwemmt. Durch die heftige Strömung im Indischen Ozean ist das durchaus plausibel. Bei drei Teilen ist man sich sicher, dass sie zu dem Flugzeug gehörten. Erst vor zwei Wochen wurden vor Südafrika wieder zwei Teile gefunden. Aber vom Rumpf der Maschine oder den Flugschreibern: keine Spur.

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Dieses Wrackteil wurde am 29. Juli 2015 auf der Insel La Réunion gefunden.
Foto: APA/EPA/RAYMOND WAE TION

Was könnte zum Verschwinden geführt haben?

Es kursieren die verschiedensten Theorien. Spekuliert wird etwa über eine Entführung aufs Atoll Diego Garcia oder nach Nordkorea, den Suizid eines Piloten, einen Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, die Maschine könne absichtlich oder aus Versehen von Militärs abgeschossen worden sein. Belege in allen Fällen: Fehlanzeige.

Was gilt als wahrscheinlichste Variante?

Experten vermuten, dass die Maschine irgendwann mit leerem Tank in den Indischen Ozean stürzte – irgendwo in einem Gebiet von 120.000 Quadratkilometern, also dort, wo auch gesucht wurde. Das entspricht der eineinhalbfachen Fläche von Österreich. Das Meer ist dort teils mehr als 6.000 Meter tief, der Boden enorm zerklüftet. Vermessen wurde er nie. "Wir wissen weniger darüber als über Mond, Venus und Mars", sagte vor einer Weile der US-Experte Walter Smith.

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Gedenkfeier zum dritten Jahrestag in Kuala Lumpur.
Foto: AP/Daniel Chan

Was machen die Angehörigen?

Viele wollen sich damit nicht abfinden. In Kuala Lumpur wurde nun ein Fonds gegründet, um die Suche privat fortsetzen zu können. Ziel ist, zunächst einmal etwa 15 Millionen US-Dollar (etwa 14,2 Millionen Euro) zusammenzubringen. Dann soll auch in Gebieten gesucht werden, die bisher noch nicht so intensiv in Augenschein genommen wurden. Die Anwältin Grace Nathan, deren Mutter an Bord der Maschine war, sagte: "Wir wollen nicht akzeptieren, dass Flug MH370 ohne eine Spur verschwinden kann. Flugzeuge können ersetzt werden, 239 Menschenleben nicht."

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18. Jänner 2017: Proteste von Angehörigen der Verschwundenen in Peking gegen die Beendigung der Suchaktion. 152 Insassen stammen aus China.
Foto: AP/Ng Han Guan

Gab es ähnliche Fälle schon früher?

Fälle, in denen die Unglücksursache offiziell unklar ist oder zumindest eine längere Zeit war, gibt es zahlreiche. Im Mai 2016 etwa verschwand Egypt-Air-Flug 804 auf dem Weg von Paris nach Kairo mit 66 Insassen. Erst zwei Tage später wurden Trümmerteile und Leichen im Meer entdeckt. Laut Flugschreiber brach ein Feuer aus, laut ägyptischem Luftfahrtministerium wurden Sprengstoffspuren entdeckt. Offiziell ist die Ursache aber weiterhin unklar.

Bei Air-France-Flug 447 mit 228 Insassen, der im Juni 2009 zwischen Rio de Janeiro und Paris verschwand, wurde erst im Mai 2011 der Flugdatenschreiber aus 4.000 Meter Tiefe aus dem Atlantik geborgen. Ein Jahr später befinden Ermittler im Abschlussbericht, dass die Crew mit der Lage überfordert war, als die Geschwindigkeitsmesser vereisten, und deshalb die Maschine in den Atlantik stürzte.

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Eines der im Atlantik gefundenen Wrackteile von Flug 447.
Foto: AP

53 Jahre hat es gedauert, bis im Jänner 2000 Trümmer des seit 1947 vermissten britischen Propellerflugzeugs "Star Dust" in den Anden entdeckt wurden. Dann war klar: Die Maschine mit elf Insassen war in 5.500 Metern Höhe an einem Berg zerschellt.

Video über zehn verschwundene Flugzeuge, unter anderem MH370 und Flug 739 der Flying Tiger Line.
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Flug 739 der Flying Tiger Line ist dem Verschwinden der MH370 vielleicht am ähnlichsten. Die Lockheed L-1049H sollte im März 1962 96 US-Soldaten und elf Besatzungsmitglieder – mit mehreren Zwischenstopps – von Kalifornien nach Vietnam bringen. Auf der vorletzten Etappe zwischen Guam und den Philippinen verschwand der Charterflug ohne abgegebenen Notruf. Das US-Militär startete eine großangelegte Suchaktion, mit insgesamt acht Schiffen und 48 Flugzeugen wurden etwa 500.000 Quadratkilometer Wasseroberfläche abgesucht – ohne jeglichen Erfolg. Allein die Crew eines liberianischen Tankschiffs, das im Pazifik unterwegs war, berichtete von einem Feuerball am Himmel, der dann ins Meer stürzte. Belege dafür wurden aber auch keine gefunden. Bis zum heutigen Tag ist das Schicksal von Flug 739 ungeklärt. (ksh, dpa, 7.3.2017)