Nun ist es also fix. Opel und Peugeot gehen eine Vernunftehe ein. Für Konsumenten hat das durchaus Charme: Deutsche Ingenieurskunst trifft auf französischen Komfort. Das Image der Klapperkiste haben die Franzosen schon lange abgelegt. Wie sich das anfühlt, zeigt der neue Stadt-SUV Crossland-X. Der Nachfolger des Opel Meriva ist der erste Spross der seit 2012 bestehenden Opel-Peugeot-Kooperation. Sehr bequem und recht praktisch, urteilen Autofreaks, die schon einmal probesitzen und -fahren durften. Auch technisch soll es wenig zu mäkeln geben.

Der Hintergrund der Kooperation hat natürlich wenig bis gar nichts mit Komfort zu tun. Ganz im Gegenteil: Raus aus der Komfortzone und Kosten sparen lautet die Überschrift über der Allianz. Ob aus der Verbindung künftig eine Liebesbeziehung wird, steht noch in den Sternen. Sicher ist: PSA rückt mit Opel Volkswagen auf die Pelle und steigt zur neuen Nummer zwei in Europa auf.

Sicher ist auch, dass General Motors es ziemlich eilig hatte, Opel loszuwerden. Die US-Mutter muss ihrer Tochter ein üppiges Brautgeschenk mit auf den Weg geben, um sie überhaupt loszuwerden. Drei Milliarden Euro allein für die Begleichung von Pensionsverpflichtungen überweist GM an PSA. Unter dem Strich ist der Deal für den Detroiter Konzern ein Minusgeschäft.

Doch am Ende schlägt GM-Chefin Mary Barra mit dem Verkauf mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie wird das ewig schwächelnde Problemkind in Europa los. Denn dass Opel die Sanierung unter dem GM-Dach tatsächlich geschafft hätte, lag – trotz der zuletzt positiven Signale – keineswegs auf der Hand. Dazu kommt, dass die in Europa konzipierten Autos durch immer schärfere Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen so teuer werden, dass sie, so sagen Experten, außerhalb des Kontinents immer schwerer zu verkaufen sind.

Nicht zuletzt setzt GM auf Ertragskraft statt Größe. Barra will sich auf Wachstumsmärkte wie China und andere Schwellenländer konzentrieren. Auf das technologische Know-how aus Deutschland ist sie dabei nicht mehr angewiesen: Längst lässt die 55-Jährige ihre eigenen Ingenieure eine neue Serie günstiger Modelle für Asien und Lateinamerika in Zusammenarbeit mit Chinesen entwickeln. Opel wäre da nur ein Klotz am Bein.

Einen schwächelnden Partner wird auch PSA-Chef Carlos Tavares nicht durchfüttern, so viel ist klar. Opel steht nun als Juniorpartner eine ähnliche Rosskur bevor, wie sie zuvor PSA durchlief. Dafür steht Tavares selbst. Werkschließungen, Stellenstreichungen, weitreichende Zugeständnisse der verbliebenen Belegschaft: Den PSA-Mitarbeitern wurden harte Schnitte abverlangt. Bei Opel wird es nicht anders gehen.

Doch sowohl für die Franzosen als auch für die Deutschen gilt: Das Zusammengehen birgt aller Doppelgleisigkeiten zum Trotz auch eine Chance. Opel bringt Know-how in Sachen E-Mobilität mit. Davon kann PSA lernen. PSA ist via Kapitalverflechtung mit dem chinesischen Automobilunternehmen Dongfeng liiert. Damit rückt der Eintritt in den chinesischen Markt in den Bereich des Möglichen. Im Idealfall werden beide stärker.

Voraussetzung ist, dass Überkapazitäten ohne Wenn und Aber beseitigt werden. Ein möglicher Trost: Unter GM wären weitere Sanierungsschritte vielleicht noch härter ausgefallen oder Opel gar vom Markt verschwunden. (Regina Bruckner, 6.3.2017)