Party mit dem US-Präsidentenpaar (Andreas Beck, Bettina Lieder): Das Stück "The Trump Card" von Mike Daisey wurde für die deutschsprachige Premiere am 3. März im Schauspiel Dortmund aktualisiert.

Foto: Birgit Hupfeld

Beim Einlass muss jeder Zuschauer sein Namensschild anheften. Und schon ist man in einer amerikanischen Party mit Sternenbanner, Girlanden und Uncle-Sam-Hütchen! Eine Projektion des Weißen Hauses ziert die Wand. Gespielt wird die deutsche Erstaufführung von Mike Daiseys Trump in einer Ausweichspielstätte des Schauspiels Dortmund, dem Megastore. Sitzplätze gibt es nicht, dafür Stehtischchen und Hotdogs.

Das Dortmunder Theater hat sehr schnell reagiert und den in New York von August bis November 2016, also vor den US-Präsidentschaftswahlen gezeigten Monolog des amerikanischen Entertainers und Autors Mike Daisey The Trump Card ein wenig aktualisiert und als Zweipersonenstück eingerichtet. Mit Daisey hat man bereits Erfahrung. Sein Monolog Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs war ebenfalls in Dortmund für die deutschsprachigen Bühnen entdeckt worden.

Trump ist ein Theatervergnügen. Mit viel Furor, manchmal dozierend, manchmal mit sarkastischer Lust agieren die Schauspieler Andreas Beck und Bettina Lieder, immer wieder sich zwischen den Tischen unter die Partygäste mischend. In der Bearbeitung von Anne Kathrin Schulz als Theaterduett und im einfallsreichen Arrangement von Marcus Lobbes Inszenierung scheint sich die literarische Qualität von Daiseys politischem Räsonnement vermutlich noch mehr als in der New Yorker Vorlage entfalten zu können. Politisches Kabarett läuft ja schnell Gefahr, Donald Trump als Witzfigur zu verniedlichen und intellektuell auf Distanz zu halten. Nicht so Mike Daiseys theatralische Berichte.

Die Produktion schürft tiefer, grundsätzlicher. Worin besteht die "Kunst, Trump zu sein", fragen sie. Wie machte Trump sich zur Marke. Trump-Monopoly-Spiele und -Reality-Shows werden vorgeführt. Der Abend scheint noch lange nicht zu Ende, da beginnen bereits die beiden Schauspieler die Becher, Fähnchen und Girlanden in Müllsäcken zu verstauen und schließlich auch die Tischchen wegzuschieben. Die Party scheint zu Ende. Schließlich ist der Saal leergeräumt, sogar der Teppich wird eingerollt. Doch wenn alle gegangen sind, wird noch ein letzter dämonischer Gast und damit der Geist der 50er-Jahre beschworen.

Er sitzt hinter einer Nebentür auf einer Dachterrasse in Brooklyn, eine dünne weiße Zigarette rauchend, und sieht in den Nachthimmel: Roy Cohn, die berüchtigtste, finsterste Figur der Kommunistenhetze in der Mc-Carthy-Ära, der aber später Rechtsberater, Lehrer Trumps, ja, wie er erklärt, sein "Schöpfer" wurde. Es geht nicht um die Person Trump, lächelt er. Es geht um Amerika – "und wir verschwinden nicht." (Bernhard Doppler, 7.3.2017)