Falk Richters Stück "Safe Places" hatte in der Regie von Volker Lösch in Salzburg Österreich-Premiere. Es spielen Schauspielstudierende des Mozarteums.

Foto: Manuela Seethaler

Wir sitzen in einem Safe European Home (so ein Song von The Clash, 1978) und kultivieren unsere Luxusprobleme, die mit Wellnessurlauben und Yoga kuriert werden sollen. Am Beginn des Stückes Safe Places stehen denn auch die üblichen Phrasen, mit denen es sich jeder in seiner eigenen kleinen Biedermeierwelt gemütlich macht: ein sicherer Platz zum Leben.

Falk Richter schrieb das Stück Safe Places, weil er um die Zukunft Europas besorgt ist. Wohin wird sich das politische Projekt Europa entwickeln? Angesichts der "Flüchtlingskrise" beschäftigt sich der deutsche Regisseur und Dramatiker darin mit den Ambivalenzen des Wunsches nach Sicherheit.

Am letzten Freitag feierte das Stück im Kunstquartier Salzburg Österreich-Premiere. Regie führt Volker Lösch, die Akteure dieser zu gleichen Teilen Nummernrevue und Wutrede sind 20 Schauspielstudierende des Salzburger Mozarteums, die Safe Places überzeugend in kargem Bühnenbild (ein Sofa und einige Leuchtstoffröhren) darbieten.

Die auf persönlicher Wut und Verzweiflung basierende Textcollage Richters verspottet und verhöhnt die gängigen Sprüche, ist dabei immer hochpolitisch: So sind es die im Westen produzierten und mit enormem Profit für westliche Konzerne verkauften Waffen, die den Flüchtlingsstrom erst mit auslösen.

Die Zuschauer werden schon einmal ins Geschehen direkt einbezogen – keine Grenzen auch zwischen Publikum und Performer. Wenn die Festung Europa mittels Nationalismus gerettet werden soll, kann die Aufführung mit Ironie punkten: etwa bei der Aufzählung heimischer Brotsorten.

Immer wieder wird der Text an österreichische und Salzburger Gegebenheiten angepasst: Das Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofes, in dessen Tiefgaragen Flüchtlinge einquartiert wurden, heißt tatsächlich Europa. Oder die Erwähnung des heimischen Rechtsextremisten Norbert Burger.

Während der Probenzeit mussten die Schauspieler ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen zum Thema zu Papier bringen – in die Aufführung fließen einige dieser Gedanken ein. Ein öfter eingesetzter Kunstgriff ist die Selbstreferenzialität: Ja, wir sitzen im Theater, auch so einem Safe Place! (dog, 6.3.2017)