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"Volles Vertrauen in die Justiz" hat Expremier Matteo Renzi.

Foto: Reuters / Remo Casilli

Der Verdacht: "illegale Einflussnahme". Der Verdächtigte: Tiziano Renzi, Vater von Italiens Expremier Matteo Renzi. Der Senior wurde am Freitag von römischen Staatsanwälten verhört: Er soll versucht haben, dem Unternehmer Alfredo Romeo einen Milliardenauftrag für die Reinigung und den Unterhalt öffentlicher Gebäude in Rom zuzuschanzen – darunter auch des Senats und der Abgeordnetenkammer. Consip, die zentrale staatliche Beschaffungsbehörde, ist eine gigantische Geldverteilungsmaschine: Sie vergibt jährlich Aufträge im Umfang von 45 Milliarden Euro. Im vorliegenden Fall betrug die Ausschreibungssumme 2,7 Milliarden Euro.

Dass Renzi der Ältere Consip-Chef Luigi Marroni im vergangenen Jahr "bearbeitet" hat, ist unbestritten: Das hat Marroni den Ermittlern als Zeuge höchstpersönlich zu Protokoll gegeben. Renzis "babbo" (Papa) bestreitet aber, Geld für seine "Vermittlung" angenommen zu haben. Ob das stimmt, wird man sehen. Gegen Tiziano Renzi wurde schon vor ein paar Jahren wegen betrügerischen Konkurses ermittelt. Fest steht, dass Romeo bereits einen hohen Consip-Funktionär mit 100.000 Euro geschmiert hatte, um den gleichen Auftrag zu ergattern. Romeo wurde mittlerweile verhaftet.

Der Korruptionsskandal ist für Expremier Matteo Renzi nicht nur wegen der Verwicklung seines Vaters peinlich. Politisch brisant ist auch, dass sich Renzis engster politischer Vertrauter, Luca Lotti, ehemaliger Staatssekretär und heute Sportminister in der Regierung von Paolo Gentiloni, ebenfalls im Visier der Staatsanwälte befindet: Er soll Marroni über die laufenden Ermittlungen in Kenntnis gesetzt haben, worauf dieser die bereits in seinem Büro installierten Abhörwanzen ausfindig machte und entfernte. Auch ein mit der Familie Renzi eng befreundeter toskanischer Unternehmer soll verwickelt sein.

Nicht verboten, aber ...

Und Matteo Renzi selbst? Laut Ermittlern hat Romeo auch Renzis Stiftung Big Bang, einen politischen Thinktank, mit einer Spende von 60.000 Euro bedacht. Verboten ist dies natürlich nicht, doch der Expremier gibt sich plötzlich sehr wortkarg. "Ich habe volles Vertrauen in die Justiz, die hoffentlich alles zeitnah aufklären wird." Eine Standardfloskel (nicht nur) italienischer Politiker.

Eine schwere Hypothek ist die Affäre vor allem für Renzis Comeback-Pläne: Er will Ende April bei internen Vorwahlen erneut PD-Chef und Spitzenkandidat für die nächsten Parlamentswahlen werden. Renzi, dessen Macher-Image seit der Niederlange beim Verfassungsreferendum im Dezember arg ramponiert ist, sieht seine parteiinternen Gegner bei den Vorwahlen – Justizminister Andrea Orlando und Apuliens Regionalpräsident Michele Emiliano – plötzlich im Aufwind. Vor allem Exstaatsanwalt Emiliano kämpft mit harten Bandagen: Er hat den Medien vor einer Woche SMS-Nachrichten zugespielt, die Renzis Umfeld belasten. (Dominik Straub aus Rom, 3.3.2017)