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Die "New York Times" hat Karfiol als ein neues "It-Gemüse" identifiziert.

Foto: EPA / Simon Deacon

Wenn der letzte Ballgast heimgetorkelt, der letzte Krapfen gegessen und der letzte Oscar vergeben ist, weiß man, dass der Fasching vorbei ist – was eine ziemlich gute Nachricht ist, verschwinden damit doch lustige Hütchen und rote Kunststoffnasen wieder für ein Jahr aus der Öffentlichkeit. Weniger toll ist, dass nun die Fastenzeit beginnt. Gott sei Dank sorgen zeitgenössische Trends auf dem Kulinariksektor dafür, dass das gar nicht so schlimm ist.

Die "New York Times" hat nämlich ein neues "It-Gemüse" identifiziert. Und das ist eines der unnötigsten, das auf einem Teller landen kann: Karfiol. In den Steakhäusern soll das weiße Zeugs immer häufiger als Beilage gereicht werden. Die Analogie zum Fleisch wird gelobt: Gebacken habe er eine Kruste und sei innen weich. Dass ein vernünftiges Stück Fleisch nicht nach undefinierbarem Gatsch schmeckt, scheint niemanden zu interessieren.

Es geht aber eh noch schlimmer: In Taipeh kostete US-Schauspieler Hugh Jackmann "stinkenden Tofu". So heißt das marinierte und fermentierte Sojaprodukt zumindest auf Chinesisch. Die Speise sei gar nicht so übelriechend, behauptet Jackmann. Dass er gerade auf einer Werbetour für einen neuen Film ist, könnte bei dieser Einschätzung eine Rolle spielen.

Doch zurück zur jahreszeitlichen Nahrungsreduktion. Die ist im Laufe der Zeit ironischerweise immer maßloser geworden. Im zweiten Jahrhundert reichte den Christen noch ein zweitägiges Trauerfasten vor Ostern, 200 Jahre später waren es schon 40 Tage. Wahrscheinlich gab es damals plötzlich primär Karfiol. (Michael Möseneder, 4.3.2017)