Joseph Conrad, "Der Geheimagent".

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Manche meinen ja seit längerem, der erstmals 1907 erschienene Roman Der Geheimagent von Joseph Conrad sei das Buch der Stunde. Dabei ist die, so der Untertitel, "einfache Geschichte" eher eine Tragödie mit antiker Fallhöhe denn eine Spionagegeschichte. Auch wenn die Hauptfigur Verloc ein Doppelagent ist, einerseits im Geheimen einer ausländischen Botschaft verpflichtet und hohes Mitglied eines Anarchistenzirkels, andererseits V-Mann eines Inspektors. Nach ruhigen Jahren soll 1886 in London eine Aktion gesetzt werden – ein Bombenanschlag auf das Observatorium von Greenwich.

Das schiefgeht, weil Verlocs geistig zurückgebliebener Cousin sich dabei in die Luft sprengt. Alles endet in Tod, Wahnsinn, Betrug. Und im Willen zur Zerstörung. Bei dieser Produktion des WDR hat Steffen Moratz den Roman klug adaptiert und der Regisseur Martin Zylka akustische Verfremdungen sinnig eingesetzt. Felix Voertler gibt Verloc, Cathlen Gawlich überzeugt als Winnie Verloc, Peter Fricke als Erzähler und Robert Dölle als Vladimir. (Alexander Kluy, Album, 8.3.2017)