Radek Knapp, "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß". € 16,50 / 128 Seiten. Deuticke, Wien 2017

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"Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" – auf nur knapp hundert Seiten ...

Schon der erste Satz war nicht leicht, um nicht zu sagen, der schwerste von allen.

Da greifen Sie jetzt ein wenig vor. Ich wollte fragen ...

Ich las, was ich geschrieben hatte. Das war kein guter Anfang. Im Gegenteil.

Mag sein; lassen Sie uns vielleicht so beginnen: Worum geht es?

Es fängt schon mit meinem Namen an. Dazu kamen diese Entführung nach Wien und dann noch ein paar andere Dinge, die ich jetzt lieber auslasse.

Eine Entführung? Würden Sie vielleicht doch ein wenig darüber erzählen?

Eines Morgens passierte etwas, was sich als ein einschneidendes Erlebnis meines Lebens herausstellen sollte. Eines Tages war es so weit. Es fing alles ganz normal an. Doch dann passierte das Unglück. Dann passierte etwas Ungewöhnliches. Als ich die Stufen erreichte, passierte etwas Unerwartetes. Anders konnte ich das jedenfalls nicht nennen, was mir nur ein paar Tage später widerfuhr. Am Abend, als ich wieder in meiner Wohnung war, machte ich etwas Seltsames. Dann tat ich etwas, was mir aber absolut notwendig erschien. Und dann passierte etwas, was Walerian bis heute nicht versteht. Und dann passierte plötzlich wirklich etwas.

Etwas Schlimmes?

Im Gegenteil, ich wurde auf ein Bier oder ein Mittagessen eingeladen, und man tätschelte mir ohne Grund die Schulter.

Sie schildern eine schwierige Jugend zwischen zwei Kulturen, Polen und Österreich, das Schicksal eines Heimatlosen. Knüpfen Sie dabei an die Tradition des Schelmenromans an?

Im Gegenteil.

Würden Sie es eher einen Entwicklungsroman nennen?

Im Gegenteil. Ich weiß bis heute nicht, was ein Schragl ist. Aber ich habe ein paar nützliche Dinge herausgefunden. Man könnte fast schon von einer Erleuchtung sprechen. Ich stellte unter anderem fest, als Nächstes entdeckte ich, es stellte sich heraus, ich stellte erstaunt fest, ich lernte dabei. Schon nach dem ersten Schluck wusste ich, leider fand ich bald heraus. Ich saß gerade beim Mittagessen, als ich begriff. Als dann herauskam, da wurde mir klar, aber dafür lernte ich. Denn eins hatte ich inzwischen gelernt.

Zum Beispiel?

In die Welt der Frauen einzutauchen. Frauen haben einen sechsten Sinn. Frauen haben ein anderes Zeitgefühl. Frauen nehmen Versprechen, die im Bett ausgesprochen werden, noch ernster als jene, die im Beisein anderer Möbel gegeben werden. Heimat ist wie eine Frau.

Sie haben das ja schon ein wenig anklingen lassen: Bei der Lektüre stechen immer wieder dieselben stereotypen Formulierungen ins Auge. Ist das beabsichtigt?

Im Gegenteil. Im Gegenteil. Im Gegenteil. Wenn Sie das für Unsinn halten, sagen Sie es einfach.

So weit würde ich nicht gehen.

Das war kein Kunstwerk ... Es war wie ein skurriler Autounfall, der gerade vor meinen Augen stattfand. Es war nicht der Gipfel der Originalität, aber es wirkte.

Wirkte? Bei wem?

Elke Heidenreich.

Soso. Danke für das Gespräch.

Eur. 16,50 [A].

(Bernhard Oberreither, 7.3.2017)