Die mit Neubauten einhergehende Stellplatzverpflichtung bereitet WSK-Präsident Manfred Tromayer Sorgen. Er wertet das Bauvorhaben im Gegensatz zur Baupolizei als Sanierung, was zur Folge hätte, dass keine zusätzlichen Parkplätze geschaffen werden müssten. Am liebsten würde er das Areal um den Sportclubplatz zur autofreien Zone machen. Dieses Vorhaben würde aber die Stadionsanierung weiter verzögern.

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Die Friedhofstribüne harrt geduldig einer Sanierung.

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Wien – Gut Ding braucht Weile. Dennoch reißt Manfred Tromayer langsam der Geduldsfaden. Der Präsident des in der Regionalliga Ost spielenden Wiener Sportklubs setzt sich nun bereits seit rund dreieinhalb Jahren für die dringend notwendige Sanierung des in die Jahre gekommenen Stadions an der Alszeile in Dornbach ein, doch nun droht eine neuerliche Verzögerung.

Die Krux der Stellplatzverordnung

Nach zähen Verhandlungen genehmigte die Stadt Wien im Frühsommer des vergangenen Jahres eine Subvention für die Sanierung. Die zugesicherten Mittel sollen zumindest für den ersten und größten Bauabschnitt reichen. War zunächst die Rede davon, dass bereits im Winter die Bagger anrollen sollen, so hieß es später, dass nicht vor Ende der Saison 2016/17 an einen Baubeginn du denken sei, weil man nach mehreren Planungsphasen wieder bei null begonnen hat, um nicht eine Husch-pfusch-Lösung, sondern eine brauchbare für die nächsten 20, 30 Jahre zu finden.

Nun aber wackelt auch dieser Termin. Grund dafür ist die Wiener Stellplatzverpflichtung (Paragraf 48 Absatz 1 Wiener Garagengesetz 2008), die im Fall von Neubauten vorsieht, dass auch neue Parkplätze geschaffen oder Ausgleichszahlungen in Höhe von nicht gerade schlappen 12.000 Euro pro Stellplatz geleistet werden müssen.

Genau hier beginnt ein nahezu kafkaeskes Dilemma. Baumeister Tromayer wertet die Bautätigkeit rund um Haupt- beziehungsweise Kainzgassentribüne als Sanierungsfall, "weil weniger als 50 Prozent des Gesamtbestandes betroffen sind". Die Magistratsabteilung 37, die Baupolizei, betrachtet jedoch einzelne Tribünen und wertet die Bautätigkeit als Neubau, wodurch die Stellplatzverpflichtung schlagend wird.

Tromayer hat sich schon 2015 mit dem Thema Tiefgarage herumgeschlagen. "Sie wäre für uns praktisch unfinanzierbar, nicht wirtschaftlich, weil nicht ausgelastet und obendrein technisch schwer umzusetzen, weil Ein- und Ausfahrt kaum unterzubringen sind, zumal es in der Kainzgasse Anrainerbestrebungen gibt, dort eine Wohnstraße einzurichten", sagt er. Obendrein sehen weder Bezirk noch Gemeinde eine Notwendigkeit für eine Tiefgarage.

Nullsummenspiel für die Stadt

Es bleibt die Möglichkeit einer Ausgleichszahlung. Für die geforderten 60 Stellplätze würde sich diese auf 720.000 Euro belaufen. Ein Betrag, den der klamme Verein nicht aufwenden kann und den er auch von der Gemeinde nicht als zusätzliche Subvention erhält. "Es ist unverständlich für uns, dass uns die Gemeinde die Ausgleichsabgabe nicht als Subvention zur Verfügung stellt und ohne Ausbezahlung von der linken in die rechte Tasche steckt. Das wäre ein Nullsummenspiel, weil das Geld ohnehin bei der Stadt bliebe. Dazu bräuchte es nur ein Wohlwollen", ärgert sich der Präsident. Für ein komplett neues Stadion bräuchte es 180 zusätzliche Parkplätze, die Kosten dafür würden sich auf 2,16 Millionen Euro belaufen.

Die Subvention für die Stadionsanierung wurde zugesagt. "Aber die MA 51, das Sportamt, gibt den Bescheid dazu nicht weiter an den Gemeinderat, bevor wir das Parkplatzproblem nicht gelöst haben. Da beginnt sich alles im Kreis zu drehen", sagt Tromayer, der darauf verweist, dass es mit Straßen- und Schnellbahn genügend öffentliche Verkehrsmittel gibt, um das Stadion zu erreichen. "Es wäre daher eine nicht unfesche Sache, wenn der Sportclubplatz das erste Stadion in autofreier Zone wäre. Wir möchten damit ein Zeichen setzen."

Möglich wäre das, zumal ein entsprechendes Gesetz existiert. "In der Verordnung der Parkplatzregulierung gibt es einen Passus, der besagt, dass innerstädtisch eine autofreie Zone geschaffen werden kann, wenn es von der Stadtregierung gutgeheißen wird. Dann können die Parkplätze um 90 Prozent reduziert werden. Ein dafür nötiges Verfahren kann aber bis zu eineinhalb Jahre dauern", bedauert Tromayer.

Runder Tisch am 10. März

Am 10. März könnten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dann nämlich soll es einen runden Tisch geben, an den die Bezirks-, Vereins- und zuständigen Magistratsvertreter geladen werden, um das Problem zu besprechen und zu lösen. "Zeichnet sich dabei keine Lösung ab, gibt es keinen Baubeginn. Dieser Termin entscheidet über Sein oder Nichtsein des gesamten Projekts. Ich habe jetzt dreieinhalb Jahre dafür investiert. Wenn wir nun keine Lösung finden, weiß ich nicht, ob ich die Kraft finde, das zu Ende zu bringen. Entweder wir beginnen heuer zu bauen, oder wir bauen gar nicht", sagt der Baumeister.

Ein besonderes Anliegen wäre Tromayer ein Hospitality-Bereich, der oberhalb der Haupttribüne entstehen und neue Abonnenten mit Catering, das über Wurstsemmel und Käsekrainer hinausgeht, anlocken soll. "Ohne Hospitality hat kein Verein künftig eine Chance. Man soll dort die ganze Woche hingehen können." Eine Finanzierung könnte über einen Stadionsponsor erfolgen. "Ohne Subventionen, ohne Termin für den Baubeginn ist jedoch kein Konzern zu Gesprächen bereit", sagt Tromayer.

Fusion auf Schiene

Von einer anderen, ebenso großen Baustelle des Sportklubs gibt es indes positive Nachrichten. Die sogenannte Rückführung ist auf Schiene. Der WSC und der WSK werden künftig mittels Fusion wiedervereinigt. Zwei Szenarien bieten sich laut Tromayer an. "Einerseits, dass wir unsere Vereinsbezeichnung WSK ablegen und unter dem WSC weiterspielen. Das wäre die einfachste Möglichkeit." Andererseits gibt es die Möglichkeit einer totalen Fusionierung, sprich Rückführung in den Stand wie vor der Trennung, sodass der Fußball wieder eine Sektion des WSC wird. "Diese Variante wird angestrebt. Ich gehe davon aus, dass die Fusion im Sommer stattfindet und somit die Geschichte wieder neu geschrieben wird", sagt Tromayer.

Der WSK-Präsident verweist mit gewissem Stolz auf eine ausgeglichene wirtschaftliche Bilanz. "Der Verein wirtschaftet aktuell positiv. Die Einnahmen decken die Ausgaben. Wir haben einen Riesenschuldenberg übernommen, dieser wird sukzessive abgebaut. Wir haben derzeit 280.000 Euro Schulden, möchten diese heuer um rund 50.000 Euro verringern. Ich habe den Verein vor dem Konkurs gerettet, habe ihn fair, offen und ehrlich geführt, wie es sich gehört. Jeder eingehende und ausgehende Euro ist lückenlos nachvollziehbar. Die Infrastruktur im Stadion und Trainingszentrum war bei meinem Amtsantritt Totalschaden. In diesem Bereich wurde wahnsinnig viel gemacht." Die nunmehrigen Altlasten schrecken den Präsidenten "überhaupt nicht mehr".

Die Fusionierung von WSC und WSK und die damit einhergehende Beendigung eines leidigen Themas an der Alszeile könnte sich in Sachen Sponsorensuche positiv auswirken. Tromayer bleibt trotzdem auf dem Boden der Realität: "Vereine ab der dritten Liga dürfen sich nicht darauf verlassen, dass sie Hauptsponsoren gewinnen können. Wenn man damit rechnet, verrechnet man sich. Als Verein muss man sich selbst helfen. Die Formel lautet: Kleinbeträge mal Masse. Ansonsten gibt es nicht zuletzt aufgrund der Wirtschaftslage keine Zukunft. Die Fusion wird wohlwollend aufgenommen werden, ich glaube aber nicht, dass sich die Sponsoren anstellen werden", sagt er und bedankt sich bei der Gelegenheit recht herzlich für die Solidarität der Wiener Austria, die nicht nur der Vienna, sondern auch dem WSK finanziell unter die Arme gegriffen hat, indem sie einen Teil der Derbyeinnahmen an die Klubs aus der Regionalliga Ost abgegeben hat. "Wir finden die Solidarität großartig. Daumen hoch!"

Stärkung der schwächelnden Offensive

Damit auch im sportlichen Bereich wieder positive Signale aus Dornbach kommen, hat man die im Herbst schwächelnde Offensive in der Wintertransferzeit verstärkt. Mit Johannes Mansbart von der Vienna hat man "einen guten Mann gewinnen können, in den wir große Hoffnungen setzen". In Dornbach setzt man auf eine junge Mannschaft, die modernes Pressing praktizieren soll. "Die Spieler haben im Herbst gut gespielt, sich stabilisiert, unser Problem war einzig die unterdurchschnittliche Chancenauswertung, die aber vor allem den Verletzungen von Michael Pittnauer und Rafael Pollak geschuldet ist. Das war ein Totalausfall. Mit zwei Punkten mehr wären wir im Mittelfeld."

Die Sportklub-Linie ist, junge, hungrige und leistbare Spieler zu verpflichten. Die Trainingsmethoden wurden modernisiert. So werden die Spiele aufgezeichnet und die Videos analysiert. Die Spieler trainieren mit Pulsuhren, die Laktatwerte werden überprüft. "Die Daten werden auch kontrolliert, wenn sie freihaben, um zu sehen, ob sie auch in der Freizeit weiter an sich arbeiten. Das alles hat es früher nicht gegeben." Mit der bereits im letzten Sommer erfolgten Umstrukturierung ist Tromayer mehr als zufrieden. Nach dem Abgang von Andreas Reisinger wurde Christoph Jank, der sportliche Leiter, auch als Cheftrainer installiert. "Er ist der richtige Trainer, einer, der auch gut zum Verein passt. Er ist ein verbissener Mensch, kann die Jugend motivieren, bringt sie zu Höchstleistungen."

Frühjahrsauftakt

Am Freitag hatten die nur auf Rang zwölf rangierenden Schwarz-Weißen Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Der viertplatzierte ASK Ebreichsdorf kam zum Frühjahrsauftakt auf den Sportclubplatz und entführte vor 1700 Zuschauern einen Punkt. Das Match endete 1:1 (1:1). (Thomas Hirner, 2.3.2017)