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So eng wie die Matrjoschkas in einem Moskauer Schaufenster sind sich Trump und Putin doch nicht.

Foto: Reuters / Sergei Karpukhin

40 Tage nach der Amtsübernahme von Donald Trump in Washington scheint die "Trump-Mania" in Moskau vorbei zu sein. Die erhoffte Annäherung ist bisher ausgeblieben. Die Gegensätze zwischen den beiden Großmächten treten so scharf wie eh und je zutage. Das zeigt sich insbesondere im Syrien-Konflikt, den Trump noch im Wahlkampf wegen des von beiden – wenn auch nicht gemeinsam – bekämpften Feinds "Islamischer Staat" als Kooperationsfeld ausgemacht hatte.

So wies das russische Verteidigungsministerium empört Anschuldigungen aus dem Pentagon zurück, südöstlich der Stadt Al-Bab versehentlich arabische Kämpfer der amerikanisch geführten Anti-IS-Koalition bombardiert zu haben. Der Kommandant der US-Truppen in Irak und Syrien, Generalleutnant Stephen Townsend, hatte zuvor von mehreren Verletzten gesprochen. Zwar betonte er, dass Moskau umgehend auf den Hinweis reagiert habe, zugleich aber äußerte Townsend seine Besorgnis, dass es angesichts der Komplexität der Kämpfe zu weiteren Fehlschlägen kommen könnte.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte zwar Kontakte über die eingerichteten Funkkanäle, doch Luftschläge in dem von Townsend genannten Gebiet habe es von russischer Seite aus nicht gegeben, so ein Sprecher. Die Vorwürfe sind auch deshalb heikel, weil unter Trumps Vorgänger Barack Obama die gegenseitigen Anschuldigungen von Fehlbombardements in Syrien die letzten kümmerlichen Reste einer Kooperation ausradiert hatten.

Streit vor der Uno

Auch im UN-Sicherheitsrat hält der Streit über die Syrien-Politik weiter an: Moskau blockierte die von USA, Großbritannien und Frankreich im Zusammenhang mit Giftgasvorwürfen geforderten Sanktionen gegen das Assad-Regime und verurteilte die Resolution seinerseits als "provokativ".

Zuvor hatte schon die von Trump bestellte neue UN-Botschafterin Nikki Haley Russland "aggressives Verhalten" in der Ukraine vorgeworfen und den Fortbestand der antirussischen Sanktionen bekräftigt. Dass Präsidentensprecher Sean Spicer später die Forderung nach Rückgabe der Krim an die Ukraine erneuerte, hat auch die letzten Trump-Anhänger in Moskau ernüchtert. "Wir geben unser Territorium nicht zurück", kommentierte die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa lakonisch.

Nun hat das Weiße Haus auch noch Äußerungen der russischen Föderationsratschefin Walentina Matwijenko zurückgewiesen, wonach beide Seiten an den Vorbereitungen für ein Gipfeltreffen zwischen Trump und Wladimir Putin arbeiteten.

Lange hoffte Moskau, bei solch einem Treffen einen Tauschhandel mit dem "Dealmaker" Trump abschließen zu können. Die Hoffnungen darauf seien fast zu hoch gewesen, beide Seiten hätten davon eine augenblickliche Einigung zum eigenen Nutzen erwartet, sagte der russische Politologe Igor Bunin. Doch bisher gibt es nicht einmal eine Vereinbarung für das Gespräch, musste am Donnerstag auch Kremlsprecher Dmitri Peskow einräumen.

Trump-Lob wird leiser

Unter diesen Umständen sind die Lobeshymnen auf Trump in russischen Medien und in der Politik deutlich leiser geworden. Hatte das US-Wahlergebnis die Duma-Abgeordneten noch zu stehendem Applaus und RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan zu dem Tweet verleitet, sie wolle nun mit US-Flagge im Autofenster durch Moskau fahren, so wurde die Trump-Berichterstattung zuletzt im russischen Staatsfernsehen merklich zurückgefahren.

Schon Mitte Februar, nach dem Rücktritt von Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn – der darüber gestolpert war, die Öffentlichkeit über seine Kontakte zum russischen Botschafter nur unzureichend informiert zu haben -, äußerten führende Moskauer Politiker Unmut: Der Leiter des Außenausschusses im Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, sprach von "Paranoia"; sein Kollege Alexej Puschkow sah die bilateralen Beziehungen im Visier.

Dass nun auch noch Fiona Hill als Beraterin des Weißen Hauses für die Russland-Beziehungen im Gespräch ist, dürfte die Aufbruchstimmung in Moskau endgültig begraben: Hill war zuletzt wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Brookings-Institut und ist auch in Russland bekannt für ihre kremlkritischen Äußerungen. Die 44-Jährige ist Verfasserin einer Putin-Biografie, in der sie westliche Politiker eindringlich davor warnte, den russischen Präsidenten zu unterschätzen. (André Ballin aus Moskau, 3.3.2017)