Wieder einmal ist die Aschermittwochkotze dem Schreihals des FPÖ-Chefs entflossen, und diesmal gleich binational. Aber es scheint an Würze gefehlt zu haben, besprach doch selbst die sonst allzeit getreue Kronen Zeitung das Ereignis unter dem Titel "Altbekanntes blaues Gepolter". Auf AfD-Publikum wirkte er etwas weniger ranzig, Kunststück – dort hatte er keine Mühe, sich mit der anschmeichelnden Selbstbeschreibung "Schluchtenscheißer", die hierzulande Hoffnung auf Einsicht in seine politischen Fähigkeiten nährt, die Herzen eines Publikums zu erobern, das laut Kurier mit der Meinung nicht hinter dem Berg hielt, so "einen Österreicher, der die Wahrheit sagt", brauche man auch in Deutschland. Der vorige von dieser Sorte ist unzufriedenen Petry-Fans offenbar nicht genug.

Für die FPÖ war es ein Aschermittwoch der Enttäuschungen, wollte doch laut vorjähriger Ankündigung ein gewisser Norbert Gerwald Hofer als Bundespräsident im Triumph an die Stätte des Rieder Geschwafels zurückkehren. Um nicht als Großmaul enttarnt zu werden, blieb er heuer lieber ganz fern, und für Strache war es auch besser, der unmittelbar vor dem Parteitag, an dem er sich zur Wiederwahl stellt, die Bühne für sich allein brauchte. Dort nagt alles unter hundert Prozent Zustimmung zu seinem Führungsstil am schwächelnden Charisma, und die Nager lauern. Wenn ein Moslem-Witz Straches in Bayern sogar vom heimischen Boulevard als geschmacklos empfunden wurde, ist das kein gutes Zeichen.

Als Gescheitester unter den Freiheitlichen gilt derzeit ja der oberösterreichische Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner. Als Vorredner in Ried analysierte er die politische Situation mit dem Satz: "Wer in Österreich Politik für die Menschen macht, muss gegen den Strom schwimmen – nur der Abfall schwimmt mit dem Strom." Auf diese Art etwa das Kärntner Milliardendebakel in Politik für die Menschen umzudefinieren, ist ein netter Versuch, den selbstproduzierten Abfall unter den Teppich des Vergessens zu kehren, und was bei der Untersuchung zum Abfangjäger-Skandal noch herauskommt, wird man – vielleicht – sehen. Was die FPÖ in diesem Land sonst "für die Menschen", in- oder ausländische, getan hat, außer sie gegeneinander aufzuhetzen, ließ Haimbuchner leider offen.

In einem ist man geneigt, ihm beizupflichten: Es gibt inzwischen zu viele in diesem Land, die mit dem Strom des von der FPÖ produzierten Abfalls schwimmen. Strache als Oppositionspolitiker mag Narrenfreiheit haben, ob es aber angemessen ist, wenn ein österreichischer Minister im Ausland über Regierungsmitglieder herzieht und ihnen ein "perfides Spiel" vorwirft, weil sie anderer Meinung sind als er, das ist nicht nur eine Frage des guten Geschmacks. Dass Sobotka einen solchen als Behinderung seiner Tätigkeit als Innenminister empfindet, hat er wiederholt bewiesen. Wer die Rolle des politischen Rüpels in Niederösterreich gelernt hat, wird sich nicht ändern. Er schwimmt – in ÖVP und SPÖ nicht allein – lieber mit dem Abfall. Man kann nur hoffen, dass es noch Politiker gibt, die diesen Einschüchterungsversuchen standhalten und gegen den Strom zu humanitären Prinzipien stehen. (Günter Traxler, 2.3.2017)