St. Pölten – Niederösterreich baut die Kapazitäten zur Strahlentherapie aus: Bis 2020 sollen zwei zusätzliche Geräte zu den bestehenden sechs in Betrieb gehen, kündigte Landeshauptmannstellvertreterin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Donnerstag in einer Pressekonferenz an. Außerdem werden bis 2018 zwei von drei Linearbeschleunigern in Krems ausgetauscht. Dadurch sollen mehr Krebspatienten behandelt und Wartezeiten verkürzt werden.

"Aufgrund des Bevölkerungswachstums, der alternden Gesellschaft und der steigenden Lebenserwartung müssen wir die Kapazitäten im Bereich Strahlentherapie weiter ausbauen und Ressourcen besser nutzen", erklärte die designierte Landeshauptfrau. Derzeit sind in Niederösterreich je drei Linearbeschleuniger im Universitätsklinikum Krems und im Landesklinikum Wiener Neustadt in Betrieb. In Krems soll heuer im Herbst und 2018 je ein älteres Strahlentherapie-Gerät durch ein moderneres Modell ersetzt werden. Wo die zusätzlichen Linearbeschleuniger in Betrieb genommen werden – geplant ist einer 2019 und einer 2020 -, stehe noch nicht fest.

150 Patienten pro Tag

Derzeit werden im Durchschnitt täglich rund 150 Krebspatienten an den beiden niederösterreichischen Standorten therapiert. Durch die neuen, leistungsfähigeren Geräte in Krems und eine zusätzliche Schicht in Wiener Neustadt könnten ab dem kommenden Jahr 20 Prozent mehr, also jeweils 180 Patienten behandelt werden, hielt der für die Landeskliniken zuständige Landesrat Karl Wilfing (ÖVP) fest.

NÖ Patientenanwalt Gerald Bachinger erklärte, durch den Ausbau der Kapazitäten werde die Wartezeit auf eine Behandlung verkürzt und betonte: "Ein rascherer Therapiebeginn ist ein wesentlicher Gewinn für Patienten." Laut Wilfing beträgt die durchschnittliche Wartezeit für Krebspatienten zehn bis 14 Tage, "Akutfälle werden in Niederösterreichs Spitälern innerhalb von ein bis zwei Tagen behandelt". Er meinte außerdem: "Ein Versorgungsdefizit oder unzumutbare Wartezeiten gibt es derzeit nicht", man treffe mit der Kapazitätsaufstockung eine "Vorsorge für die Zukunft".

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die Kosten für einen Geräte-Austausch gab Wilfing mit 3,5 Millionen Euro an. Für einen neuen Linearbeschleuniger müsste das Land demnach mit 4,1 bis 4,2 Millionen inklusive nötiger baulicher Veränderungen rechnen. Für die neuen Geräte braucht es auch mehr Fachpersonal. Vor allem zusätzliche Strahlentherapeuten müssten ausgebildet werden, so der Landesrat.

Niederösterreich bildet mit Wien und dem Burgenland die Versorgungsregion Ost. Bei Strahlentherapie-Geräten brauche es grenzüberschreitende Zusammenarbeit, betonte Mikl-Leitner, die auch Vorsitzende des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) ist. So werden u.a. Niederösterreicher auch in Wien sowie in Linz behandelt. Ab Ende 2018 soll es für Patienten auch möglich sein, zur Strahlentherapie ins tschechische Znaim zu fahren, verwies die LHStv. auf laufende Verhandlungen. Im Bereich Ionentherapie werden seit Dezember 2016 Krebspatienten im MedAustron in Wiener Neustadt bestrahlt, im Vollbetrieb ab 2020 sollen jährlich bis zu 1.000 Personen behandelt werden.