Wien – Der ORF-Stiftungsrat stimmt am Donnerstag nicht über die geplante Führungsstruktur mit Channel Managern für ORF 1 und ORF 2. Ist auch nicht nötig für die Ausschreibung, sagt ORF-General Alexander Wrabetz am Rande der Sitzung. Er will die Channel Manager für ORF 1 und ORF 2 "noch im April" ausschreiben, kündigte er an.

Wrabetz berichtete den Stiftungsräten am Donnerstag über den Stand der "Unternehmensstruktur neu" und der neuen Geschäftsordnung.

Die geplante Channel-Struktur und die Besetzung mit Roland Brunhofer (ORF 2 – für ORF 1 ist Lisa Totzauer vorgesehen) sorgt wie berichtet für Widerstand der ORF-Redakteure und Skepsis unter Stiftungsräten. Wrabetz verwies auf Gespräche mit Redakteursvertretern und Betriebsrat in der kommenden Woche.

Der Stiftungsrat des ORF lässt sich am Donnerstag den aktuellen Status des Standortprojekts berichten. Im Vorfeld wehte ORF-Chef Alexander Wrabetz kräftiger Gegenwind aus roter Richtung entgegen: Der Wiener Vertreter Norbert Kettner sagte im STANDARD, er könne bei dem Projekt nicht mehr mitstimmen. Das wiederum stieß auf süffisante Reaktion beim ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Thomas Zach.

Kettner sprach in der Donnerstagausgabe von einer "kolossalen Fehlentscheidung" gegen einen Neubau für den ORF – die Stadt Wien hatte St. Marx beworben -, die sich nun räche. Mit Blick auf den immer noch nicht vollzogenen Verkauf des Funkhauses (was dem ORF 2016 ein Minus bescherte), sagte er: "Zizerlweiser Verkauf und Rückmietungen, keiner weiß mehr, welches Stockwerk wem gehört: So kann man keinen Radiobetrieb aufrechterhalten." Er hoffe, "der Generaldirektor löst diese immer seltsameren Asynchronitäten. Bei mir reicht es nur noch für eine Enthaltung", so der Vertreter des Roten Wiens.

"Sukzessive die Unterstützung entziehen"

Zach hielt dazu fest: Das vom Stiftungsrat genehmigte Budget für den Umbau von 303 Millionen Euro müsse eingehalten werden. Im übrigen "stelle ich fest, dass offenbar diejenigen, die den Generaldirektor mit knapper Mehrheit noch einmal zum Generaldirektor gemacht haben, ihm nun sukzessive die Unterstützung entziehen". Das sei erst bei der Gebührenanpassung so gewesen und nun in der Standortfrage.

Der ÖVP-Freundeskreisleiter pochte weiters darauf, dass die angekündigte "Strukturreform" im ORF-TV umzusetzen sei. Die "Unternehmensstruktur neu" ist Punkt 6.3 auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung. Zuletzt hatten die TV-Redakteure aufbegehrt, von Wrabetz umfassende Informationen über die geplante "Channelstruktur" gefordert und die Zweckmäßigkeit einer weiteren Chefebene bezweifelt, zumal keinesfalls der Anschein einer parteipolitischen Besetzung erweckt werden dürfe.

Spekulation über neue Büroleiterin für ORF-General

Zuletzt vom Küniglberg verbreitete Spekulation: Astrid Salmhofer könnte neue Büroleiterin von Alexander Wrabetz werden, sofern Michael Wimmer Geschäftsführer der Rundfunk- und Telekomregulierung RTR würde – als Nachfolger von RTR-Langzeitchef Alfred Grinschgl ab Sommer. "TV-Media" veröffentlichte die Spekulation über Heinz Fischers Kommunikationschefin der Präsidentschaftskanzlei am Donnerstag. Salmhofer nennt das ein "Gerücht". (red, APA, 2.3.2017)