Bild nicht mehr verfügbar.

Schlaflos durch die Savanne: Afrikanische Elefanten im Chobe-Nationalpark in Botswana. Forscher zeichneten dort die Schlafgewohnheiten zweier ausgewachsener Elefantenkühe auf.

Foto: Frans Lanting / Mint Images / picturedesk.com

Johannesburg/Wien – Der Schlaf ist in etliche wichtige Funktionen des Körpers involviert – und doch ist noch immer nicht ganz klar, warum er zwingend sein muss. In den vergangenen Jahrzehnten haben Wissenschafter auf der Suche nach Antworten auf diese Frage enorme Unterschiede im Schlafverhalten verschiedener Säugetiere identifiziert: Heute wissen wir etwa, dass der Mensch von allen Primaten am wenigsten schläft – verglichen mit Walen oder Giraffen aber ausgesprochen viel.

Generell dürften größere Säugetiere mit weniger Schlaf auskommen als kleine. Doch ein Riese schien hier bisher aus der Reihe zu tanzen: der Afrikanische Elefant, das größte lebende Landsäugetier. Frühere Studien waren zu dem Schluss gekommen, dass die Dickhäuter pro 24 Stunden vier bis sechs Stunden schlafen und sich damit eher im Schlafbedürfnis-Mittelfeld befinden. Der Haken: Diese Untersuchungen wurden zumeist an Tieren in Gefangenschaft durchgeführt.

Powernapping

Biologen um Paul Manger von der Witwatersrand-Universität in Johannesburg zeichneten nun das Schlafverhalten von zwei freilebenden Elefantenkühen im Chobe-Nationalpark in Botswana über 35 Tage hinweg auf und kamen zu einem ganz anderen Ergebnis: Mit durchschnittlich zwei Stunden pro Tag und regelmäßigem Durchmachen stellten die Tiere einen neuen Säugetierrekord im Wenigschlafen auf.

Für die Studie in "Plos One" wurden sie mit Bewegungssensoren am Rüssel und GPS-Halsbändern ausgestattet, um aufzuzeichnen, wann und wie lange sie schliefen. Es zeigte sich, dass die beiden Elefanten dies zumeist in den frühen Morgenstunden taten – und zwar im Stehen. Nur alle drei bis vier Tage legten sie sich für höchstens eine Stunde hin – die Forscher vermuten, dass sie nur dann den sogenannten REM-Schlaf erreichten, eine Schlafphase, in der besonders angeregt geträumt wird.

Durchmacher

Immer wieder ließen die Elefanten den Schlaf für bis zu 48 Stunden ganz aus und wanderten stattdessen durchgehend umher, etwa wenn erhöhte Gefahr durch Raubtiere, Menschen oder aggressive Elefantenbullen drohte. Im Anschluss daran zeigten sie kein erhöhtes Schlafbedürfnis.

Die Studie zeige, dass der Schlafzeitpunkt bei Elefanten weniger vom Tag-Nacht-Rhythmus als von äußeren Faktoren abhänge, so die Forscher. Um das zu bestätigen, benötigt es freilich weitere Studien mit größeren Samples. Manger: "Das Schlafverhalten dieser Tiere ist jedenfalls einzigartig – mehr darüber herauszufinden ist wichtig für künftige Schutzbemühungen, aber auch für die Erforschung, warum Schlaf überhaupt notwendig ist." (David Rennert, 1.3.2017)