Während Macri seine Unschuld beteuert, tauchen laufend Ermittlungserkenntnisse auf, wonach der argentinische Präsident in die Korruptionsaffäre Odebrecht verwickelt ist.

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Wien – Über die Meinl Bank Antigua wurden schon die Vertriebsprovisionen an Karl-Heinz Grasser ausgezahlt sowie Geschäfte mit Wolfgang Flöttl und der höchst fragwürdige Rückkauf von Anteilsscheinen an der Meinl European Land abgewickelt. Geschäfte mit Buwog- und Bawag-Bezug stellen sich aber zunehmend als Kinkerlitzchen heraus, wenn sich die seit wenigen Wochen kursierenden Informationen über die Rolle des Karibik-Ablegers in der Odebrecht-Affäre bewahrheiten sollten.

Der brasilianische Baukonzern dürfte Spitzenpolitiker in so ziemlich jedem südamerikanischen Land bestochen haben, um an Aufträge heranzukommen. Aktive und ehemalige Staats- und Regierungschefs sollen sich bereichert haben. 3,5 Milliarden Dollar muss Odebrecht als Pönale aufbringen. Doch trotz Schuldsprüchen im Vorjahr kommt die Affäre erst so richtig ins Rollen. Und die Meinl Bank Antigua rückt zunehmend ins Zentrum des Skandals.

Über den kleinen, aber unfeinen Ableger sollen zahlreiche der Schmiergeldzahlungen abgewickelt worden sein. Die ZiB 2 berichtete schon im Jänner, dass sich die Geldflüsse laut Ermittlungsprotokollen auf 1,6 Milliarden Dollar belaufen sollen.

Macri hält Meinl-Aktien

Zu den amtierenden Oberhäuptern, die mit Odebrecht in Zusammenhang gebracht werden, zählt neben Venezuelas Nicolás Maduro und Kolumbiens Juan Manuel Santos auch Argentiniens Präsident Mauricio Macri. Der seit gut einem Jahr amtierende Konservative bzw. ihm nahestehende Firmen dürften Meinl ebenfalls gut kennen. Zumindest geht das aus Medienberichten hervor, die sich auf Ermittlungen der argentinischen Wertpapieraufsicht berufen. Demnach hat eine Gesellschaft der Gruppe, die von Macris Vater kontrolliert wird, Finanzierungen aus der Karibik im Volumen von rund 20 Millionen Dollar erhalten.

Die Macri-Gesellschaft Sideco Americana wiederum hält Aktien an der Meinl Bank Antigua, berichteten mehrere Medien. Politica Argentina zitierte Ermittler, dass es sich um Back-to-back-Geschäfte handle, bei denen Devisenkontrollen umgangen würden.

Geschlossen wird der Kreis durch die Übernahme der Meinl Bank Antigua durch Odebrecht-Strohmänner, die ab 2011 schrittweise erfolgte. Laut Wiener Zentrale hält die Meinl Bank seit 2014 keine Anteile mehr an der früheren Karibik-Außenstelle, operativen Einfluss habe man spätestens seit 2011 keinen mehr, wird versichert.

Skandale über Skandale

Allerdings gibt es weitere Verbindungen, die Macris Integrität in Zweifel ziehen. Sein Geheimdienstmann und Vertrauter Gustavo Arribas soll von Odebrecht eine Überweisung von 600.000 Dollar auf ein Schweizer Konto erhalten haben. Absender: Meinl Bank Antigua. Von ziemlicher Tragweite ist überdies ein Schuldennachlass, den Argentinien im Zusammenhang mit dem privatisierten Postdienstleister Correo Argentino gewährt hat. Kontrolliert wurde dieser von Macris Vater. Auf 4,4 Mrd. Dollar oder 98 Prozent seiner Forderungen verzichtet der Staat, der Präsident hat das aus Familiensicht vorteilhafte Dekret bereits unterzeichnet.

Die Meinl Bank hatte in der Angelegenheit kräftig mitgemischt. An sie hatten nämlich Correo-Gläubiger wie die Interamerikanische Entwicklungsbank ihre Forderungen abgetreten. (as, 2.3.2017)