Jamiel Shaw jr. war 17 Jahre alt und ambitionierter Footballspieler in Los Angeles, als er am 2. März 2008 gegen 20.40 Uhr auf dem Heimweg von einem Einkaufszentrum seinen Mörder traf. Pedro Espinoza, Mitglied einer berüchtigten Straßengang im Zentrum der kalifornischen Metropole und illegaler Einwanderer aus Mexiko, schoss zweimal auf den jungen Afroamerikaner, der wenig später im Spital in den Armen seines herbeigeeilten Vaters starb.

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Jamiel Shaw (Mi.) wohnte Trumps erster Rede zur Lage der Nation bei.
Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Während Espinoza neun Jahre danach im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet, gehört der Vater des Mordopfers zu den vehementesten Befürwortern von Donald Trumps neuem Kurs in puncto Einwanderung. Deren Narrativ: Einwanderer begehen in den USA Verbrechen – und auf ihre Opfer wird vergessen.

Sechs Opfervertreter

Am Dienstagabend war Shaws Vater einer von vier Opfervertretern, die Trumps erster Rede zur Lage der Nation vor dem versammelten Kongress beiwohnten. Das Schicksal des Buben nutzte der Präsident als Beispiel für die von ihm attestierte Kriminalitätswelle, die durch illegale Migranten ausgelöst durch die USA schwappt. Und auf ihn und seinesgleichen bezog sich Trump, als er die Schaffung eines Büros ankündigte, das sich mit von Migranten begangenen Verbrechen beschäftigt. Und das sich deren Opfern widmen soll.

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Konkret schwebt ihm vor, diese Stelle im Heimatschutzministerium anzusiedeln. "Wir geben all jenen eine Stimme, die von unseren Medien ignoriert und von bestimmten Interessen zum Schweigen gebracht werden", sagte Trump. Das englische Wort für "Stimme" soll auch der Name des neu zu schaffenden Amtes sein: Victims of Immigration Crime Engagement, kurz Voice.

Liste der Verbrechen

Welche Aufgaben "Voice" künftig erfüllen soll, führte Trump nur rudimentär aus. Einzig: Das Büro soll wöchentliche eine Liste der Verbrechen erstellen, die von Einwanderern begangen wurden. Man werde sich für die Opfer "migrantischer Verbrecher" einsetzen, heißt es. Bisher, so Trump, habe die Regierung diese im Stich gelassen.

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Details zu dem neu zu schaffenden Büro nannte Trump nicht.
Foto: REUTERS/Jim Lo Scalzo/Pool

Belege dafür, dass Einwanderer überproportional viele Verbrechen begehen, blieb der Präsident schuldig. Seit den 90er-Jahren ist die Zahl der Gewaltverbrechen in den USA stetig gesunken. Kritiker, etwa Organisationen, die sich der Interessen illegaler Einwanderer annehmen, laufen Sturm gegen Trumps Idee. Der Präsident stelle damit alle illegalen Einwanderer in ein schlechtes Licht, fürchten sie. (flon, 1.3.2017)