Wien – Unter dem Titel "Expanding Horizons" diskutieren ab Donnerstag in Wien Experten unter anderem darüber, wie eine stärkere Einbindung von Laien in Forschungsprojekte gelingen kann. Am Samstag (4. März) folgt dann ein "Citizen Science Day" im Naturhistorischen Museum Wien.

Neue Organisationsweise

Die Veranstalter der diesjährigen Citizen Science Konferenz haben erstmals nicht selber ein Programm zusammengestellt, sondern zu Beiträgen aufgerufen, "um zu sehen, was sich in der Citizen Science-Szene in Österreich tut", sagte Florian Heigl. Er hat gemeinsam mit Daniel Dörler die zum dritten Mal stattfindende Konferenz organisiert. Die beiden Ökologen vom Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien sind auch Gründer und Koordinatoren der Citizen Science-Plattform "Österreich forscht". Diese fungiert gemeinsam mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und dem Wissenschaftsfonds FWF als Veranstalter.

Das Ergebnis des offenen Zugangs zeigt das Konferenzprogramm: Acht Vorträge und elf Workshops aus fast allen Ecken des Landes, auch aus Deutschland. Nicht nur die Zahl, auch die Bandbreite der Themen habe sich stark verändert, so Heigl. "Waren es zu Beginn fast ausschließlich naturwissenschaftliche Projekte, so sind jetzt ebenso die Geistes- oder Sozialwissenschaften, Gesundheit, Kunst und Musik vertreten", erklärte er.

Kooperation mit "Sondlern"

Im Fokus der Konferenz steht Heigl zufolge die Auseinandersetzung damit, wie man die Bürger abseits des reinen Datensammelns stärker involvieren kann. "Das betrifft die Auswertung, aber auch ganz grundsätzlich die Wahl der Forschungsfragen", führt der Forscher aus. So sei es etwa Archäologen ein Anliegen, die Zusammenarbeit mit den hoch motivierten "Sondlern" – den hobbyarchäologischen Sondengängern – zu forcieren und ihnen beizubringen, wie man eine Fundstelle öffnet, ohne sie zu zerstören, was manchmal der Fall sei.

Ein weiterer Punkt auf der Agenda sei, "auf breiter Basis" gemeinsame Qualitätskriterien und -standards – "zumindest für Österreich" – festzulegen, denn noch gibt es für Citizen Science keine einheitliche Definition. Qualitätssicherung und Evaluierung böten zudem Vorteile in der Kommunikation mit den Bürgern. "Damit lässt sich zeigen, dass ein Projekt sinnvoll ist und man mit seiner Mitarbeit einen wichtigen Beitrag leistet", unterstrich Heigl.

Citizen Science Day

An die interessierte Allgemeinheit richtet sich der "Citizen Science Day" am Samstag im Naturhistorischen Museum. Fünfzehn im Museum verteilte Projektstände bieten die Möglichkeit, sich über Projekte mit Bürgerbeteiligung zu informieren und auch erste Beiträge zu liefern. Die Bandbreite reicht von der Beobachtung von Tieren, Pflanzen und Pilzen über die Erstellung und Auswertung historischer Dokumente bis hin zur Beschäftigung mit Allergien, psychischer Gesundheit oder dem Festhalten von überliefertem Wissen.

Im Rahmen eines sogenannten Barcamps haben Forscher dann auch Gelegenheit, Nicht-Forschern zuzuhören und zu erfahren, wo aus ihrer Sicht die Stärken und Schwächen des bestehenden Citizen Science-Angebots liegen und was ein attraktives Projekt ausmacht. "Es ist eigentlich ein moderierter Workshop, bei dem die Inhalte aber ausschließlich vom Publikum kommen", so Heigl. (APA, 1. 3. 2017)